Wut bei Kindern

Wut gehört zu unserer emotionalen Grundausstattung. Kann aber auch ein Alarmzeichen sein: sie macht uns aufmerksam auf etwas, was nicht stimmt. Bei Deinem Kind kann es zu Wutausbrüchen kommen, wenn

Du kannst Dein Kind bei Wutausbrüchen begleiten und ihm so das Gefühl vermitteln, dass sein Gefühl gehört und akzeptiert wird! Denn jeder Mensch hat ein Recht auf seine Gefühle und Dein Kind ist auch ein Mensch!

Dein Kind wird im Laufe seines Lebens mit Stresssituationen konfrontiert. Es davor zu schützen, gar fernzuhalten wäre fatal für seine Entwicklung und sein späteres Leben. Daher ist es für Dein Kind unabdingbar Techniken zu erlernen, um seine Wut zu regulieren, nicht aber zu unterdrücken. Gefühle sind wichtig, wollen gespürt und angenommen werden.

Gerade in der Autonomiephase sollte und muss sich Dein Kind von Dir und Deinem Partner / Deiner Partnerin abgrenzen und sich lösen, eigene Erfahrungen sammeln, selbstständiger werden.

Für Dein Kind ist es wichtig nicht nur seine eigenen Bedürfnisse zu kennen und wahrzunehmen, sondern auch die der anderen Menschen. Doch dieses kann Dein Kind erst, wenn alle Beteiligten ihre Bedürfnisse aussprechen. Nur so ist es möglich nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen und diese auch zu finden.

Im Alltag kommt es zu Stresssituationen mit meinem Kind

Das ist so, wenn verschiedene Meinungen, Charaktere und Gefühle aufeinander treffen. Doch es gibt Möglichkeiten wie Dein Kind in Stresssituationen mit seiner Wut umgehen kann. Ich habe sie Dir ein wenig nach dem Alter angeordnet, wobei es immer wichtig ist nach dem Entwicklungs- und Sprachstand Deines Kindes zu schauen.

Deshalb sind dieses auch nur ungefähre Angaben.

1 – 2 Jahre

  • Mit dem Fuß stampfen
  • Mit dem Kopf schütteln
  • Laut „Nein“ sagen
  • Die Anwendung eines Wutkissens: zum Reinschlagen, umherwerfen, rein treten

2 – 4 Jahre

  • In das eigene Zimmer rennen (nicht schicken!!!)
  • Theatralisch die eigne Zimmertür knallen
  • Ins Wutkissen boxen
  • Urschrei (für Kinder, die lieber ihre Gefühle rausschreien)
  • Laut zählen
  • Partnerübung „Schieben“ (stell dich Deinem Kind gegenüber und lass Dich von ihm wegschieben)

Ab 5 Jahren

Beginnt die Entwicklung von Stressbewältigungsstrategien:

  • Lautes Denken
  • Positive Selbstgespräche (dafür ist es entscheidend, dass dein Kind weiß wie sich Stress, Wut, Trauer anfühlt und dieses auch mit Worten benennen kann, d.h. Dein Kind ist in der Lage seine eigenen Körpersignale wahrzunehmen, sich bewusst entspannen und sich gut zu reden zu können

Was aber, wenn mein Kind so wütend ist, dass ich nicht weiß, was ich tun soll?

Zunächst ist es erstmal wichtig, dass Du Dich in der Situation auf Dich und Dein Kind konzentrierst. Ich weiß, dass ist leichter geschrieben als gemacht. Auch ich befand mich schon in solch einer scheinbar ausweglosen Situation mit meinem Kind:

Ich war mit meinem Sohn, zu dem damaligen Zeitpunkt 2 Jahre jung, auf dem Heimweg vom Einkaufen.  Nach drei Einkaufsläden war die Geduld meines Kindes fast aufgebraucht und es brauchte nur eine Kleinigkeit, dass sein Glas zum Überlaufen brachte.  Diese passierte auf dem Heimweg.

Wie immer hatte sich mein Sohn beim Bäcker etwas ausgesucht; zum Leidwesen meinerseits mit Schokolade. Denn an diesem Tag schien die Sonne so stark, dass wir uns beeilen mussten, so dass die Schokolade nicht vor uns zu Hause war.

Intervenieren konnte ich nicht, da mein Kind alleine beim Bäcker war und ich noch an der Kasse stand, um meinen Einkauf zu bezahlen. Bevor wir den Laden verließen machte ich mein Kind darauf aufmerksam, dass es draußen sehr warm ist und die Schokolade flüssig wird, wenn wir uns nicht beeilen. Blöderweise hatte ich an diesem Tag weder Taschentücher noch Feuchttücher dabei. Die Verkäuferin beim Bäcker hatte dieses Gespräch mitbekommen und gab mir ein paar Servietten. (einen Stapel von mind. 10 Stück!) Vor dem Laden angekommen schien die Sonne und ich erinnerte meinen Sohn daran, dass wir schnell nach Hause gehen müssten. (Unser Zuhause ist 2 km entfernt und wir waren mit dem Kinderwagen unterwegs) Auf dem Weg kamen wir an einer Autowaschanlage vorbei.

Du kannst dir denken was passiert ist?!

Richtig!

Mein Sohn blieb stehen und staunte über die großen Bürsten. Als die sich auch noch anfingen zu drehen und Wasser zu spritzen (wir standen davor) war er nicht mehr weg zu bekommen! Er genoss es sehr das Wasser abzubekommen und sich in Ruhe das Geschehen anzusehen. Da ich aber Milch eingekauft hatte und es mittlerweile mittags war und somit noch wärmer, musste ich ihn dazu überreden, dass er mitkommt und wir gemeinsam nach Hause gehen würden, da die Milch sonst schlecht würde und seine Schokolade flüssig. Sein Stückchen hatte er natürlich vor Staunen nicht einmal angesehen. Dafür jetzt aber seine mit Schokolade vollgeschmierten Finger.

Und so begann die Not.

Denn, wenn mein Sohn eines nicht mag, dann sind das Krümel, Reiskörner oder irgendetwas Ähnliches, was nicht an seine Hand gehört. (von mir hat er das nicht!) Und so begann er zu wüten, zu schreien.

Er war in Not.

Durch sein Wüten war es mir nicht schnell genug möglich seine Finger zu säubern. Dieses ärgerte ihn noch viel mehr!

Mit Erklärungsversuchen a la „Wenn du stillhalten würdest, könnte ich dir deine Finger säubern!“ „Wenn wir uns beeilt hätten, wäre die Schokolade nicht zerschmolzen und dein Finger wären jetzt sauber!“ hätte ich ihm nicht kommen brauchen!

Zum einen hätte er zwar die Worte aber den Inhalt nicht verstanden und zum anderen war er für Worte nicht empfänglich. Ganz im Gegenteil: wenn ich etwas gesagt habe, wurde er direkt noch wütender.

Er wollte gesehen und mit seinen Gefühlen angenommen werden!

Mir fiel dann die Wasserflasche im Korb unter der Sitzfläche im Kinderwagen auf und ich fragte ihn, ob er sich seine Hände selbst waschen wollte. Ein Lächeln kam über seine Lippen und er hatte Spaß sich die Hände zu waschen. Nicht nur die Hände versteht sich! Er war anschließend komplett nass.

Aber es war Sommer, die Sonne schien und wir hatten es nicht mehr ganz so weit bis nach Hause.

Was kannst Du in solchen Situationen tun?

Zu aller erst ist es wichtig die Gefühle Deines Kindes wahrzunehmen, sie zu akzeptieren und Dein Kind in dieser Situation zu begleiten!

Stell dir vor du wärst in Not!

Ein beängstigendes Gefühl, oder?

Und so fühlt sich Dein Kind gerade.

Ob du das mit Worten, einer Umarmung oder „nur“ mit deiner Anwesenheit begleitest ist abhängig von Deinem Kind, dessen Gefühlen, seinem Charakter und der zu begleitenden Situation.

Es gibt kein Patentrezept!

Das Wichtigste, was ich für mich aus diesen Situationen mitgenommen habe, ist die 3 Sekunden Regel:

Zähle innerlich langsam bis drei und atme nach jeder Zahl einmal bewusst ein und wieder aus!

So nimmst Du Dir selber den Druck und gibst den Gefühlen Deines Kindes Raum!

Vielleicht hast Du die Möglichkeit Dein Kind in die Lösung mit einzubeziehen. Die Lösung sollte für euch beide akzeptabel sein und Dein Kind nicht überfordern. Denn nicht nur das eigenständige Entscheiden sondern auch das Bewältigen von Herausforderungen stärkt Dein Kind.

Das zusätzliche Verbalisieren von Gefühlen, das Schaffen einer Ja – Umgebung und die Balance von Ruhe – Bewegung helfen Deinem Kind.

Kann sich Dein Kind gut artikulieren, gibt es vier Schritte, wutauslösende Situationen zu meistern

  1. Dein Kind beobachtet sich selbst: Wie fühlt sich mein Körper an?
  2. Anwendung von erlernten Beruhigungstechniken: dreimal Luft holen, langsam rückwärts zählen, an etwas Schönes denken
  3. Dein Kind denkt laut über die Lösung des Problems nach
  4. Was hat mich verärgert?

Was habe ich gemacht?

Was hat nicht funktioniert?

Was würde ich beim nächsten Mal anders machen?

 

Und Du wirst sehen, dass Dein Kind zu einer Lösung kommt an die Du nicht gedacht hast

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38 Kommentare zu „Wut bei Kindern

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