Du kennst das bestimmt auch: Du kommst gestresst, genervt und womöglich auch noch abgehetzt von der Arbeit und willst nur noch dein Kind von der Kita abholen. Du gehst in den Raum, in dem dein Kind gerade spielt und freust dich auf dein Kind. Bis eben hat es noch gespielt. Jetzt sieht es dich. Und mit einem Moment ändert sich sein Verhalten, seine Stimmung. Du verstehst die Welt nicht mehr?! Um dieses Verhalten nachvollziehen zu können, gehen wir mal zurück an den Start in den Tag.

Wie war euer Beginn in den Tag?

Bist du ausgeschlafen aufgestanden?

Hast deinen Kaffee oder Tee in Ruhe und warm genossen?

Das Frühstück für dein Kind schon fertig gemacht?

Dich selbst auch schon angezogen?

 

RESPEKT!

Eine ganz schöne Leistung, die du da Tag für Tag leistest.

Hast du dir dafür schon einmal gedankt?

Warum eigentlich nicht?

Nein, das ist keine Selbstverständlichkeit!

Dann mache dieses doch jetzt einmal: sage “DANKE” zu dir selbst und lies danach weiter.

 

Dann kommt die Zeit dein Kind zu wecken

Du gehst leise zu deinem Kind ans Bett, streichelst es, weckst es auf. Eine Kuscheleinheit kann Wunder bewirken – Vitamin B für den kompletten Tag. Dein Kind lag bis gerade eben in den schönsten Träumen, liegt unter seiner warmen Bettdecke.

Du kennst selbst das Gefühl, wenn du unter der warmen Bettdecke liegst und aufstehen musst: es ist erstmal kalt. Das Gefühl hat dein Kind auch.

Du kannst ihm das erleichtern, in dem du dein Kind samt Decke erstmal auf die Couch trägst / laufen lässt und ihm Zeit gibst wach zu werden.

Zum Anziehen deines Kindes

gibt es auch die ein oder andere Möglichkeit: unter der Bettdecke auf der Couch, da ist es nämlich noch warm. Oder du legst die Kleidung deines Kindes für einen Moment auf die Heizung vor dem Anziehen. Dann ist der Unterschied vom Ausziehen der warmen Kleidung zu ohne Kleidung dastehen bis zur neuen Kleidung nicht ganz so groß und der Morgen ein wenig entspannter.

Schuhe, Jacke, Mütze – ein leidiges Thema

Und sind wir mal ehrlich: diese ganzen Klamotten gehen einem so richtig auf die Nerven und wir selber haben darauf auch keine Lust!

Wir haben im Flur die Garderobe so hängen, dass sich unser Sohn seine Jacke selbst aussuchen darf. Seine Schuhe auch, die stehen auf einem kleinen Regal und die Mütze befindet sich neben anderen Mützen, Halstüchern und Handschuhen in einer kleinen weißen Kiste auf eben diesem. So mit wird er voll mit einbezogen und darf mitbestimmen. Schließlich läuft er ja damit rum und nicht ich!

 

Und ja, er darf auch ohne Mütze raus.- Wir Frauen haben ja immer kleine Reisetasche als Handtasche, wo sich noch ein kleines Plätzchen für die Mütze findet, die wir dann unserem Kind anbieten können.

und ab geht´s in die Kita

Jetzt kommt ihr also nachdem dein Kind und du schon ganz schön viel geleistet haben in der Kita an.

In der Regel sind Kinder zw 4 – 8 h täglich dort. Manchmal sogar länger. Denn, wenn Eltern eine 40 h Arbeitswoche haben, sind Kinder meistens 45h in der Woche in der Kita! Krass, oder? Länger als Erwachsene arbeiten! Aber das ist ein anderes Thema!

Dein Kind ist jetzt, wie lange auch immer in der Kita: ist dort mit vielen Kindern und deren unterschiedlichen Charakteren auf engem Raum konfrontiert. Dazu kommen noch die Pädagogen mit ihren Regeln! Lassen wir an dieser Stelle mal dahingestellt, ob diese sinnvoll sind oder eben nicht!

Und schon beginnt der “Arbeitstag” für dein Kind

Bis du dein Kind wieder von der Kita abholst vergehen Stunden, in denen dein Kind jetzt kooperiert. Dieses wird ihm mal mehr mal weniger leicht fallen. Dazu kommt noch, dass dein Kind mal mehr mal weniger von den Pädagogen in seinem Verhalten bewertet wird!

Ganz schön viel für so einen kleinen Menschen!

Im schlimmsten Fall war der beste Freund heute nicht in der Kita, vielleicht hatte es sogar noch das „falsche“ Frühstück dabei (nein, das war kein Vorwurf an dich!). Dieses liest sich für uns Erwachsene total banal. Für Kinder ist jeder dieser genannten Punkte ein Weltuntergang: ihnen wird die Sicherheit genommen, die sie haben. Ihnen wird die Freude genommen, die sie hatten als sie ihre Brotdose geöffnet haben!

All dieses bekommst du aber nicht mit.

Und wenn du dein Kind wieder abholst,

siehst du es wahrscheinlich spielend, bastelnd in einem Raum mit anderen Kindern. Du freust dich, weil du dir denkst: es hatte bestimmt einen schönen Tag. Hatte es vielleicht auch. Aber jetzt sieht es dich – und verändert sich von einem auf den anderen Moment.

Die Stimmung deines Kindes macht eine 180 Grad Wendung!

Doch warum?

Mit diesem Verhalten zeigt dein Kind, dass es sich freut, dich wieder zu sehen. Endlich kann es nach Hause.

ENDLICH!

Denn auch wenn sich dein Kind auf die Kita freut und gerne dort ist, ist es ein “Arbeitstag” für dein Kind und somit auch Stress für dieses (genauso wie deine Arbeit für dich mal mehr mal weniger stressig ist).

Jetzt kommst du!

Der sichere Hafen für dein Kind!

Der Fels in der Brandung!

Der Ort, an dem dein Kind so sein kann wie es ist!

Ein Kind!

Dein Kind!

Ja, es bedeutet für dich in diesem Moment Stress!

Gleichzeitig bedeutet es aber auch, dass dein Kind dir vertraut!

Dein Kind hat den kompletten Tag kooperiert. Jetzt ist es frei, kann so sein wie es ist und endlich mal Kind sein: laut sein, muss nicht kooperieren und kann seinen Stresslevel wieder auf 0 fahren. Dein Kind explodiert förmlich und weiß mit seinen ganzen Gefühlen gar nicht wohin. Es ist wie bei einem Vulkanausbruch: erst brodelt dieser, dann spuckt dieser und dann läuft die heiße Lava über!

Wahrscheinlich will es sich noch nicht mal anziehen. Und bittet dich darum, dass du es machst. Dann unterstütz doch dein Kind! Zieh es an!

Wahrscheinlich liest du die letzten Zeilen noch einmal und stellst zum wiederholten Male fest, dass sich meine Worte nicht verändern:

Bitte ziehe dein Kind an!

Eigentlich mag ich keine Vergleiche, wobei ich hier jetzt bewusst einen einbauen werde: Stell dir vor, du gehst abends ins Bett. Was fühlt sich besser an: wenn du dich selbst ausziehst oder wenn es dein Partner macht?

Ja, ich weiß dein Kind ist schon x Jahre jung!

Nein, es ist nicht schon x Jahre, sondern erst!

Aber denk mal ganz kurz darüber nach, wie alt du bist. Und nimm jetzt die Anzahl der Jahre deines Kindes und ziehe die von deinem Alter ab. Was hast du in den letzten (so alt wie dein Kind ist) Jahren gelernt? Ja, Vergleiche sind doof und eigentlich nicht angebracht aber in diesem Fall finde ich es sehr sinnvoll. Denn ich wette mit dir, dass dir Liste deines Kindes deutlich länger ist als deine!

So, und nun nenn mir doch mal einen Grund, der dagegen spricht dein Kind nach der Kita anzuziehen?

Jetzt gehst du nach Hause und hast die Hoffnung, dass dein Kind auf dich hört und kooperiert?

Diese Hoffnung nehme ich dir direkt: wahrscheinlich wird dein Kind weder hören noch kooperieren!

Denn es ist nicht nur in deiner Nähe, sondern auch in seinem Zuhause. An dem Ort, wo sich dein Kind am wohlsten und am sichersten fühlt. Gib deinem Kind den Moment (ja, der kann auch mal länger dauern), den es braucht. Begleite es in seinen Gefühlen.

Und redet dann gemeinsam über den Tag und das Erlebte, vielleicht bei einer Tasse Kakao auf der gemütlichen Couch oder unter dem Esstisch. Und bei alledem, vergiss bitte eines nicht:

Sei stolz auf dich!

Denn nur bei dir kann dein Kind so sein wie es!

Es kann Kind sein!

Es muss sich nicht verstellen und anpassen!

Bei dir weiss es, dass es bedingungslos geliebt wird!

 

Und wenn du noch weiter in das Thema einsteigen möchtest, empfehle ich dir meinen Kurs zum Thema „Miteinander reden – Warum dir dein kind nicht immer zuhört“

11 Antworten zu „Warum kann mein Kind nach der Kita nicht kooperieren?”.

  1. Schöööööööööön !!!! und berührend. Ich bin ja mittlerweile schon Oma, doch dein Text hat mich für einen Moment an meine Zeit und an meine „Fehler“ als alleinerz. Mama erinnert. Mit Freude sehe ich jedoch heute, wie liebevoll meine älteste Tochter ihr Kind in all seinen Gefühlen begleitet. Das tröstet mich dann schon, weil ich nun sehe, dass meine Mädels etwas mitgenommen haben, das sie nun weitergeben können. Und das ist diese wundervolle, tiefe und bedingungslose Liebe.

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    1. Vielen, vielen lieben Dank für deine emotionalen Worte und deine Ehrlichkeit!
      Du berührst mich sehr 💙

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  2. Avatar von Friederike Kunath
    Friederike Kunath

    Wow, so ein toller, berührender, nachvollziehbarer Text! Ich habe nicht mal Kinder und konnte trotzdem sehr davon profitieren. Danke sehr!

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    1. Oh, vielen lieben Dank für deine wertschätzenden Worte

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  3. Avatar von margarethaschedler
    margarethaschedler

    Was für ein berührender Artikel mit so wichtigen Gedanken. Herzlichen Glückwunsch dazu.

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  4. […] In den Kindergarten ging er erst mit 3,5 Jahren, weil er es wollte – aber lest selbst, wie seine Eingewöhnung war und warum ich es verstehen kann, dass er nach der Kita nicht kooperieren kann. […]

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  5. […] Und dann kommt der Moment. Dein Kind wird von dir abgeholt, es sieht dich und verändert von jetzt auf gleich sein Verhalten. Eben hat es doch noch gespielt und jetzt protestiert es und will sich noch nicht mal selbstständig anziehen? Warum dein Kind nach der Kita nicht kooperieren kann, habe ich hier geschrieben: Warum kann mein Kind nach der Kita nicht kooperieren? […]

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  6. […] So kann sich das Kind sowohl anders konzentrieren und erinnern als auch bereit für die Entwicklung und das Lernen sein. Außerdem hat der Körper, während das Kind geschlafen hat, Wachstumshormone produziert, die das Kind wachsen lassen und beschädigte Zellen repariert. Auch hat die Immunabwehr des Kindes während des Schlafens gearbeitet und dazu beigetragen die Widerstandskraft des Körpers zu stärken wie z. B. gegen Stress. […]

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  7. […] Und was mache ich, wenn mir mein Kind nach der Kita weder antwortet noch kooperieren kann? […]

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  8. […] Warum kann mein Kind nach der Kita nicht kooperieren? […]

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