Mama hat Krebs – wie sage ich es meinem Kind?

Aus meiner eigenen Erfahrung mit Brustkrebs weiß ich, dass sich das Leben für dein Kind verändert, wenn du an Krebs erkrankt bist. Und doch kann dein Kind auch in dieser Zeit spielen und fröhlich sein, so dass du den Eindruck gewinnen könntest, dass deine Krankheit an deinem Kind spurlos vorüber geht.

Das stimmt jedoch nicht, denn dein Kind hat auch in dieser Phase Ängste und macht sich Sorgen.

Damit sich dein Kind diese Belastung so gut wie möglich durchleben kann, ist es unabdingbar ihm eine Begleitung und Aufmerksamkeit zu geben.

Dieses kann sowohl dein/e Partner/in, als auch Geschwister, Verwandte, Freunde, Erzieher und Ärzte sein.

Maria während ihrer Brustkrebserkrankung 2019

Deine Gedanken

Wahrscheinlich machst du dir nach deiner Diagnose Gedanken wie du das alles stemmen kannst, wie dir alles gelingen kann: Therapie, Kinderbetreuung, Haushalt…

Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen: GAR NICHT!

Vielleicht machst du dir auch Gedanken wie du die Diagnose und das, was jetzt alles folgt (Arzttermine, Untersuchungen, deine körperliche Veränderung) deinem Kind erklären kannst und wann der richtige Zeitpunkt dafür ist.

Der richtige Zeitpunkt

Den richtigen Zeitpunkt gibt es nicht.

Und auch nicht den passenden Moment bzw. richtigen Ort.

Unangenehme Gespräche verschieben wir Menschen gerne so weit wie möglich raus. Doch je länger du wartest, um so größer ist die „Gefahr“, dass es dein Kind von anderen Menschen erfährt oder zufällig ein Gespräch mitbekommt. Dieses kann dazu führen, dass bei deinem Kind ein Stück Vertrauen verloren geht und es mit seinen Fragen, Ängsten, Sorgen alleine ist.

Auch haben Kinder feine Antennen, was Stimmungen und Veränderungen betrifft, so dass sie schon sehr früh ahnen, dass etwas anders ist.

Das Gespräch mit deinem Kind

Bevor du mit deinem Kind über den Krebs und die möglichen Veränderungen im Alltag sowie deine körperlichen Veränderungen sprichst, denke bitte darüber nach, was du deinem Kind erzählen möchtest.

So, dass es sowohl von dir als auch von deinem Partner dieselben Informationen bekommt.

Du könntest dir folgende Fragen, vor dem Gespräch, stellen:

  • Möchte ich meinem Kind die Art (Brust, Lunge, …) erzählen?
  • Wie reagiere ich, wenn mein Kind fragen, ob es den Krebs tasten darf?
  • Möchte ich über die anstehenden Arztbesuche sprechen?
  • Möchte ich über die bevorstehende körperliche Veränderung sprechen?
  • Welche Informationen über den weiteren Verlauf möchte ich meinem Kind im ersten Gespräch mitteilen? Denn, wenn du deinem Kind direkt alle Informationen zukommen lässt (Diagnose, Arzttermine, Behandlungsmethoden), kann es sich erschlagen fühlen und dies alles gar nicht verarbeiten.

Wichtig ist es deinem Kind die Wahrheit zu erzählen.

Und das auch, wenn die Krankheit schon so weit vorangeschritten ist, dass sie lebensbedrohlich ist. Denn auch, wenn Ärzte alles versuchen werden, um dein Leben zu retten, können sie keine Wunder vollbringen.

In diesem Fall kannst du deinem Kind versprechen, dass du ihm rechtzeitig Bescheid geben wirst, wenn es sich verabschieden kann.

So kann es sich in der Zwischenzeit auf andere Dinge konzentrieren.

Die Reaktionen deines Kindes

Kannst du dich noch an deine Reaktion bei der Diagnose erinnern?

Deine Unsicherheit, deine Wut, deine Angst, deine Zweifel, deine Traurigkeit – wahrscheinlich eine pure Überforderung deiner Gefühlswelt.

Auch dein Kind ist in innerhalb kurzer Zeitspannen zu starken Gefühls- und Gemütsschwankungen fähig.

Gerade im Moment ist es noch fröhlich und lacht und im nächsten Moment, als ob du einen Schalter gedrückt hast, weint es, ist unglücklich, verzweifelt.

Kinder können ihre Gefühle eine Zeitlang unterdrücken. Doch Angst, Trauer, Wut lassen sich nicht lange unterdrücken, sie kommen wieder.

Deshalb ist es besonders wichtig, deinem Kind, auch, wenn es glücklich und unbekümmert aussieht, Fürsorge und Zuwendung zukommen zu lassen.

Reaktionen deines Kindes können sein:

  • Nägelkauen
  • Kratzt schlägt, tritt
  • Hat Angst vor der Dunkelheit
  • Hat Alpträume
  • Wacht nachts auf
  • Bauchschmerzen
  • Kann sich nicht so leicht konzentrieren
  • Hat Angst, dass noch andere Familienmitglieder krank werden
  • Spielt nicht mehr
  • Isoliert sich
  • Ist übertrieben folgsam

Geschwister

Geschwister reagieren unterschiedlich. Denn sie sind ja auch unterschiedlich: einmal vom Charakter her, jedoch auch vom Alter.

Doch egal wie unterschiedlich deine Kinder auch immer reagieren: sie benötigen genauso viel Begleitung.

In die Hose machen

Kinder neigen in einer Extremsituation dazu, in ein früheres Entwicklungsstadium zurück zu fallen und beispielsweise wieder einzukoten, den Nuckel zu benutzen, wie ein Baby sich zu verhalten.

Dieses sind Hilferufe deines Kindes.

Es benötigt Aufmerksamkeit und Zuwendung, um sich mit der neuen Situation zurecht finden zu können.

Aggressionen

Dein Kind kann auch aus purer Verzweiflung aggressiv, zornig und wütend dir gegenüber reagieren, dich sogar schlagen.

Dieses liegt daran, dass du deinen gewohnten Aufgaben nicht mehr nachgehen kannst und es somit eine Veränderung im Alltag gibt, z. B. das Nicht-mehr-Vorlesen-eines Buches-am-Abend oder das nicht-mehr-in-den-Kindergarten-bringen / abholen.

Trennungsängste

Für dein Kind kann es eine Herausforderung sein, sich von dir zu trennen.

Denn es ist ein Unterschied, ob du in den Urlaub oder auf Dienstreise fährst oder ins Krankenhaus gehst.

Dein Aufenthalt im Krankenhaus kannst du zeitlich nicht eingrenzen, denn du weißt vorher nicht, wie lange die Untersuchung dauert und wann du wieder zu Hause sein wirst; du kannst noch nicht mal voraussagen, ob du zum Abendessen zu Hause sein wirst.

Das kann dein Kind irritieren und es kann Trennungssangst bekommen. Es kann Angst bekommen, ob du überhaupt nach Hause kommst.

Dieses kann sich in Trauer, Wut, Weinen, Toben oder protestieren ausdrücken, welches mit der Zeit nachlassen kann.

Nicht aber, weil dein Kind die Situation akzeptiert hat bzw. sich anpasst. Denn unter der ruhigen Oberfläche spürt dein Kind noch immer die tiefe Sehnsucht nach dir.

Gleichzeitig ist dein Kind enttäuscht und sogar gekränkt, dass du nicht da bist. In diesem Fall wird dich dein Kind, wenn du wieder nach Hause kommst, ignorieren oder gar so tun als ob es dich nicht kennt. Es geht dir vielleicht sogar aus dem Weg.

Bitte nimm das Verhalten deines Kindes nicht persönlich!

Es liebt dich!

Dein Kind liebt!

 

Dein Kind hat Angst dich zu verlieren.

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