Computer verarbeiten Informationen – lernende Menschen auch.
Doch Lernen setzt eigenständige Geistesarbeit voraus: umso intensiver wir uns mit etwas beschäftigen, umso besser lernen wir.
Doch wie sieht dieses in einem digitalen Zeitalter aus?
Ulrike Günther und Dorit Günther haben in ihrer Blogparade „Lernwelten 2030“ dazu aufgerufen sich Gedanken über die Potenziale und Grenzen der Digitalisierung zu machen. Meine Gedanken dazu kannst du im folgenden Artikel lesen.
Das persönliche Leben
Verabredungen

Kannst du dich noch an deine Kindheit erinnern?
Wie hast du dich mit deinen Freunden verabredet?
Ich erinnere mich noch genau an meine Kindheit:
Da ich auf einem 2400 Seelendorf in Thüringen groß geworden bin, haben wir Kinder uns untereinander im Kindergarten oder später in der Schule verabredet und sind dann am Nachmittag ohne vorher noch einmal miteinander zu telefonieren (Handys gab es nur vereinzelt, nicht jede Familie hatte eines) an den verabredeten Ort oder zu demjenigen nach Hause gegangen.
Wir haben auf der Straße gespielt und waren erst wieder zu Hause als es dunkel wurde, das war unsere Uhr. Oft wussten unsere Eltern noch nicht einmal wo wir waren. Da wir aber auf einem Dorf gelebt haben kannte jeder jeden und jeder nach jedem geschaut. Wir konnten uns frei bewegen.
Doch wie verlaufen die heutigen Verabredungen in mitten der Digitalisierung der Kinder ab?
Meistens haben die Kinder direkt nach dem Kindergarten noch Zeit Mittag zu Essen und danach gehen die Kinder ihren Hobbies oder den festgelegten Terminen / Therapien nach, die ihre Eltern für sie ausgemacht haben.
Danach ist eventuell noch eine Stunde Zeit zum freien Spiel und danach gibt es Abendessen: die Tage der Kinder sind heutzutage von ihren Eltern durch geplant und organisiert. Oft bleibt ihnen noch nicht mal der Moment zum Durchatmen.
Dabei meinen es die Eltern nicht böse: sie möchten, dass ihre Kinder mitreden können, sie nichts verpassen und mit allem gefördert werden, was der aktuelle Markt hergibt.
Doch genau damit verpassen sie eine: ihre eigene Kindheit!
Gesundes Essen vs. Übergewicht

Jeder von uns möchte, dass sich sein eigenes Kind gesund ernährt.
Doch ist dir schon einmal aufgefallen wie viele ungesunde Nahrungsmittel in der Werbung gezeigt werden?
Und diese Werbung mit genau diesen Inhalten sehen unsere Kinder, wenn sie fernsehen. Diese Lebensmittel sind attraktiv beworben und unsere Kinder sind diesen Inhalten schutzlos ausgeliefert.
Und jetzt stelle dir einmal vor du gehst mit deinem Kind einkaufen und dein Kind sieht in den Regalen die Lebensmittel, erkennt sie wieder und kann dir die Marken nennen.
Dein Kind kommt nur schwer von diesen Lebensmitteln wieder los. Denn es ist immer wieder mit der Werbung mit ihren Verlockungen und psychischen Beeinflussungen konfrontiert. Und genau so beginnt der Kreislauf in die Sucht des Junk Foods: diese sind reich an Kohlenhydraten und Fetten, jedoch besitzen sie weniger Vitamine und Ballaststoffe.
Was glaubst du? Wie viele Marken kennt dein Kind?
Copy / paste vs. Schreiben

Wie einfach ist es heutzutage einen Text in einem digitalen Medium zu kopieren und in einen anderen Text einzufügen?
Am besten lässt man sich diesen Text dann noch vom PC / Laptop / Tablet vorlesen, so dass das eigene Gehirn so gut wie gar nichts machen darf.
Natürlich geht dieses leichter und ist in einem digitalen Zeitalter, in dem es um höher, schneller, weiter geht die schnellste Variante. Doch ist schnell gut
Früher haben wir in Büchern nachgeschlagen bzw. haben uns vorher erstmal Gedanken gemacht in welchem Buch wir die gewünschte Information finden können und diese abgeschrieben / in eigenen Worten wiedergegeben.
In diesem Moment war unser Gehirn gefordert und hat sich das Buch gemerkt, so dass wir später wieder auf diese Information zu greifen konnten.
Heutzutage ist durch die copy and paste Variante unser Gehirn nicht mehr gefordert.
Doch, wenn wir bei jeder Information Google befragen, statt unser Gehirn zu benutzen, was passiert dann mit unserem Gehirn?
Vor allem, was machen wir, wenn es mal zu einem Stromausfall kommt? Wo finden wir dann unsere gewünschten Informationen?
WhatsApp vs. Briefe schreiben
Wann hast du deinen letzten Brief geschrieben?

Warum ist das eigentlich so lange her?
Heutzutage setzt sich kaum noch jemand hin und schreibt Briefe. Alleine schon, wenn man an den Aufwand bzw. die benötigten Materialien denkt: Papier, Stift, Briefumschlag, Briefmarke, Briefkasten. Was für ein Gefühl war es, wenn man dann zum Briefkasten gegangen ist, diesen geöffnet und einen Brief vorgefunden hat?
Dagegen ist eine Nachricht über WhatsApp mal eben so geschrieben; am besten noch mit Abkürzungen oder direkt als Sprachnachricht. Was macht das eigentlich mit unserer Sprache? Dann auch noch eben kurz gewartet, bis der Empfänger diese gelesen hat und die Erwartung, wann er denn endlich mal antwortet steigt.
Ständig, stetig und überall ist man erreichbar.
Kindergarten / Grundschule im digitalen Zeitalter

Medienkompetenz ist eines der Module des hessischen Bildungs- und Erziehungsplanes für Kinder von 0 bis 10 Jahren. Denn durch die rasante Entwicklung der Medien im gesellschaftlichen, beruflichen und privaten Leben bringt es für die Kinder weitreichende Chancen und Herausforderungen mit sich.
Doch wie wichtig sind PC´s im Kindergarten und in der Schule wirklich?
Wie ist das Personal geschult?
Sind die PC´s immer auf dem neuesten Stand und jederzeit funktionstüchtig?
Wie wichtig ist es Eltern, dass ihre Kinder im Kindergarten / Grundschule mit PC´s umgehen können?
Ist es nicht wichtiger, dass unsere Kinder empathische Erzieher / Pädagogen und gut ausgestattete Klassenzimmer in einem renovierten Gebäude haben?
Liebe Maria,
vielen Dank für deinen spannenden Beitrag zu unserer Blogparade „Lernwelten 2030“ (http://www.ulrikearabella.de/2020/03/01/blogparade-lernwelten-2030/ ) – wobei du die Welt der Kinder in den Vordergrund stellst.
Ja, es ist erstaunlich, wie viele Lebensbereiche von der Digitalisierung verändert werden (können).
Ich denke, dass trotz aller technischen Möglichkeiten auch in Zukunft der physische Begegnungsraum der Lieblingsort der Menschen – und insbesondere der von Kindern! – bleiben wird, denn wir haben m.E. ein „urmenschliches“ Bedürfnis nach face-to-face Kontakt für das Spüren von zwischenmenschlicher Wärme.
Allerdings sind sozialen Netzwerke wie Instagram und Snapchat gerade bei den nachwachsenden Generationen von Schüler*innen und Studierenden sehr beliebt. Meistens ist der digitale Austausch eine Ergänzung zum Kontakt im Real Life, manchmal aber auch ein Ersatz – was durchaus positiv sein kann, wenn man auf diesem Wege Freundschaften über eine geografische Distanz hinweg halten kann.
Auf die Dynamiken der (verzerrten) Selbstdarstellung in Social Media will ich hier nicht näher eingehen (das ist ein weites Feld).
Du sprichst den Punkt der veränderten Sprache (in WhatsApp versus Briefform) an:
Ja, man sieht in Chat-Messengern eine neue Sprache in Form von Abkürzungen, Hashtags und auch viel mit Emojis und Smileys (hierbei werden sie auch gerne für Komik eingesetzt). Diese (neue) Ausdrucksform über Bildhaftes sehe ich positiv, nämlich als eine Erweiterung des sprachlichen Repertoires (keine Verarmung).
Allerdings steckt in den Emoji-Statements (wie in allen bildhaften Darstellungen) das Potenzial von Missverständnissen, denn sie erlauben eine weiten Interpretationsspielraum und auch Ambiguität. Hierbei sind die Kommunikationspartner*innen gefordert, Bedeutungen und Verstehen miteinander auszuhandeln – wodurch sich auch gruppenspezifische Bedeutungszuschreibungen entwickeln können – so wie regionale Dialekte.
Die Sprachnachrichten sind meiner Erfahrung nach eine Weiterführung des Telefonats, wobei der Dialog zeitversetzt erfolgt.
Du sprichst außerdem den Aspekt der Zeitmanagements an: Ja, ich denke auch, dass durch die digitale Welt noch mehr Kanäle und Kontaktpflege hinzukommen, die den Alltag eines Menschen überfluten. Man muss möglichst bewusst und achtsam auswählen, in was man seine Zeit steckt. Für Kinder, deren Freizeit stark durch die Regeln/Termine der Eltern durchgetaktet ist, bietet die Flucht in digitale Welten möglicherweise einen Raum, in dem sie mehr Autonomie erleben.
Viele Grüße
Dorit
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Hallo Maria
Vielen Dank für den Input, über so einiges wieder mal nachzudenken. Früher sagte ich mir immer, ich werde mal nicht sagen „Früher war alles besser“. Das will ich nun auch nicht tun. Jede Zeit ist wie sie ist. Hingegen hoffe ich mir schon auch, dass gerade diese Krise zurzeit vielleicht so einiges wieder verändern wird.
Auch wenn Du die Kinder ins Zentrum stellst, wären es doch wir älteren die es vorleben dürfen. Wann habe ich den letzten Brief geschrieben? Jahre her..! Esse ich wirklich gesund?
Ich glaube wir dürfen, ja wir müssen uns viele Gedanken machen, gerade in dieser Krisenzeit, wohin wir wirklich wollen. Ist höher, weiter schneller wirklich das, was wir brauchen und wollen? Wäre nicht am See zu sitzen, mal wieder 3 Stunden zu quatschen, diskutieren oder auch mal einfach still zu sein noch viel schöner?
Bin gespannt, ob wir aus Deinem Blog und der Situation unsere Schlussfolgerung ziehen?
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Hallo Thomas Schiesser,
wie oft frage ich mich, genau wie du, ob ich ein gutes Vorbild bin. Ein Vorbild ist jeder Erwachsene für ein Kind. Deshalb ist es mir so wichtig, dass ich (und ich wünsche mir, auch viele andere) ein gutes Vorbild bin. Das was (m)ein Kind von mir lernt, das gibt es eine Generation später an die nächste weiter.
Edith Leistner
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Hi Maria,
danke für Deinen Blogbeitrag, der viele Aspekte im Leben mit Kindern anspricht!
Die heute zusätzlichen Möglichkeiten, an Information zu kommen oder Kontakte zu pflegen, über das Internet und die darin integrierten Soziale Medien, sind in der Tat „überbordend“! Für Eltern und Kinder eine große Herausforderung, damit sinnvoll umzugehen!
Texte wie der Deine können Bewusstsein für die Problematik schaffen! Danke!
Sich sowohl der Gefahren bewusst zu sein, die dem digitalen Zeitalter innewohnen, und gleichzeitig auch maximalen Nutzen aus den durchaus auch faszinierenden neuen Lern- und Kommunikationsmöglichkeiten zu ziehen: So kann der Umgang mit den neuen Medien, denen wir uns als Realität stellen müssen, meinem Dafürhalten nach durchaus gelingen!
Liebe Grüße
Marie
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