das zweite Lebensjahr

Sobald dein Kind im zweiten Lebensjahr mobiler wird, wächst auch dessen Selbstständigkeit und das Interesse vieles auszuprobieren: die Bücher aus dem Regal zu räumen, Schubladen auszuräumen, Blätter der Zimmerpflanze abreißen, …

Jedes Kind braucht genug Freiheit und Freiraum, um sich entwickeln zu können. Trotzdem darfst du als Elternteil die Freiheit deines Kindes in Situationen begrenzen, die es erforderlich machen, z.B. um dein Kind und / oder andere Menschen zu schützen, aber auch damit dein Kind den Umgang mit anderen Menschen kennenlernen kann. Jede neue Erfahrung vermehrt die soziale, kognitive und emotionale Intelligenz deines Kindes. 

Selbstständigkeit eines Kindes
Selbstständigkeit eines Kindes

 

Grenzen setzen – Erfahrungen machen lassen

Zu enge Grenzen behindern dein Kind in seiner Entwicklung, keine Grenzen bewirken jedoch Orientierungslosigkeit, die Angst macht.
In engen Grenzen, kann sich das kleine ICH, dass gerade so viele sinnliche und geistige Erfahrungen durchläuft, nicht selbst erfahren.
Daher ist es besser, wenn du deinem Kind erklärst und vorlebst, wie es sich in seiner Umwelt zurechtfinden kann.

Denn es gibt Dinge, die es ausprobieren darf und solche, die nicht gemacht werden dürfen, weil sie gefährlich sind, sie anderen wehtun. Daher ist es wichtig, dass dein Kind lernt seine Handlungen einzuschätzen, was ihm aber nur gelingen kann, wenn es Erfahrungen machen darf.
Zu enge Grenzen werden diesem Entwicklungsschritt nicht gerecht.

Bindung und Urvertrauen
Bindung und Urvertrauen

Kinder freuen sich an vielen Dingen um sie herum, wollen ausprobieren und erkunden. Dabei lernen sie sich selbst in ihren Fähigkeiten und Gefühlen kennen. Die seelische Grundlage dafür ist die Bindung und das Urvertrauen deines Kindes zu seinen Bezugspersonen und weiterer vertrauter Menschen, die in der frühsten Kindheit gelegt worden ist.

Richtig „Nein“ sagen

Natürlich gibt es im Alltag auch mal Situationen, in denen du gegenüber deinem Kind „Nein“ sagen darfst und in denen dein Kind nicht gerade so reagiert, wie du es dir gewünscht hättest. Doch, es gibt den ein oder anderen Impuls, wie du die Aufmerksamkeit und zugleich die Zuwendung deines Kindes bekommst:

  • begib dich auf die Augenhöhe deines Kindes, um die Aufmerksamkeit zu gewinnen
  • sei zugewandt
  • erkläre im ruhigen Ton und altersentsprechend
  • sprich in kurzen Sätzen 
  • unterstreiche Anordnungen mit knappen Gesten

Tipp: zähle einmal nach wie viele Konflikte du mit deinem Kind hast und wie oft es im Alltag ohne Konflikte mit dir durch den Tag geht! Oft erscheinen uns die Konflikte so dominant, dass wir die konfliktfreien Zeiten ganz vergessen.

Die Anale Phase

Das Phänomen des eigenen Körpers mit all seinen Möglichkeiten, Gliedmaßen, Handlungs- und Bewegungsmöglichkeiten sowie auf seine eigenen Ausscheidungsfunktionen und -produkte ist das Thema deines Kindes im Verlauf des zweiten Lebensjahres.
Stuhlgang und Urinieren sind mit einem lustvollen Spannungsabbau verbunden und wecken somit das Interesse des Kindes.
Diese Begeisterung teilen allerdings die Erwachsenen meistens nicht mit ihm: für diese ist es ekelerregend und unappetitlich, so dass die Forderung nach Sauberkeit bei deinem Kind zu einer Frustration führen kann. Denn es kann nicht verstehen, dass etwas, was zu ihm gehört, dass es besitzt und für wichtig und angenehm hält, loslassen soll.
Um die Liebe zu seinen Bezugspersonen jedoch nicht zu verlieren, versucht es entweder, gefügig auf dem Töpfchen das „Geschäft“ zu erledigen oder Kot und Urin festzuhalten, bis es eine Toilette oder ein Töpfchen erreicht hat.
Zu Konflikten und dem Anfang der Auseinandersetzung um Macht und Kontrolle kann es führen, wenn diese Forderungen nach Sauberkeit zu früh oder mit Druck erzeugt werden, wenn das Kind noch nicht so weit ist und dem nicht nachkommen kann.

Die körperliche Entwicklung

Die gesamte geistig – seelische Entwicklung ist mit der körperlichen Entwicklung eng verbunden. Alle Kinder rennen, springen, werfen und schaukeln gerne, sie spielen mit Wasser, klettern auf Bäume.
Wenn ein Kind eine neue Bewegung erlernt hat, beginnt es, diese immer wieder zu üben, indem es alleine oder mit anderen Kindern zusammen die Bewegung in sein Spiel einbaut.
Hat es gerade springen gelernt, wirst du dein Kind zu jeder Gelegenheit springen sehen, z. B. von Mauern, von Bordsteinen, über Steine, vom Sofa herunter. Du wirst erstaunt sein wie schnell dein Kind geschickter und sicherer wird. Und sollte es einmal hinfallen, tröste es und besprich mit ihm die Situation: es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass dein Kind hingefallen ist. Auch das Fallen lernen gehört dazu.

barfuß laufen
barfuß laufen


Eine Fülle an Turn- und Spielgeräten bieten Wälder und Wiesen, z.B. umgefallene Baumstämme, über die dein Kind klettern oder je nach Größe drüber springen oder auf diesen balancieren kann.
Auch kannst du gemeinsam mit deinem Kind barfuß über die verschiedenen Untergründe laufen: Wie fühlt sich das Gras an? Wie das Laub? Oder die rauen Baumwurzeln? Dein Kind ertastet sich die Welt.

Auf dem Spielplatz, im Wald, an der frischen Luft – mit der zum Wetter angepassten Kleidung kann dein Kind auch bei regnerischen und kalten Tagen draußen spielen und toben.
Dabei wichtig sind auch die passenden Schuhe, die deinem Kind genügend Bewegungsspielraum lassen.

Regelmäßiger Schuh – Check

Gummiüberzieher
Gummiüberzieher

Für kleine Laufanfänger sind, wenn sie nicht gerne barfuß laufen, spätestens bei den ersten Schritten passende Schuhe wichtig. Bitte achte beim Schuhkauf darauf, dass die Schuhe deinem Kind passen, damit sich die weichen Fußknochen nicht verformen.

• Gerade im zweiten Lebensjahr wachsen die Füße deines Kindes so schnell, dass du bis zu vier Schuhgrößen benötigst.

• Die Schuhe passen genau, wenn dein Kind vorne an den Zehen eine Daumenbreite noch Platz hat. In Fachgeschäften kannst du die Füße deines Kindes nicht nur nach der Größe, sondern auch nach der Weite ausmessen lassen.

• Die Schuhe deines Kindes sollten sich mit leichtem Druck biegen lassen, nicht schwer sein und eine rutschsichere Sohle haben. Daher ist das zu häufige Tragen von Gummistiefeln auch nicht empfehlenswert, denn diese sind in ihrem Material steif und passen sich den Bedürfnissen des Fußes deines Kindes nicht an.

• Da sich im Laufe des Tages durch das Stehen und Gehen die Fußform verändert, ist es empfehlenswert Schuhe nachmittags zu kaufen.

• Kinderfüße wollen sich frei und individuell entwickeln, sie brauchen keine feste Form, in die sie gepresst werden. Daher verzichte bitte auf ein Fußbett.

Wie lernt dein Kind laufen?

Rutsche hoch laufen
Rutsche hoch laufen

Gar nicht! – es kann es plötzlich. Manchmal sogar von einem auf den anderen Tag! Die motorische Entwicklung, an deren Ende das Laufen steht, ist ein Reifungsprozess. Alles Üben nützt nichts, denn Gras wächst bekanntlich auch nicht schneller, wenn man daran zieht – es kann sogar abreißen! Somit können Eltern auch das Ausreifen dieser motorischen Funktionen nicht beeinflussen – erst recht nicht mit Lauflerngeräten (von denen ich absolut abrate).

Jedes Kind ist individuell und hat, in jeder Entwicklungsstufe, in seiner Entwicklung, kurz gesagt: in seinem Leben, sein eigenes Tempo und „geht“ (im wahrsten Sinne des Wortes) seinen eigenen Weg!

Die ersten Schritte können, je nach Kind, im Alter von 9 – 17 Monaten gemacht werden, wobei der Zeitpunkt keinerlei Rückschlüsse auf die weitere Entwicklung der Beweglichkeit oder gar anderer Leistungen zulässt.

Diese neu gewonnene Fähigkeit lässt Kinder sich selbst und ihre Umwelt anders wahrnehmen. Bezugspersonen können die vorhandene Lebensfreude des Kindes, einhergehend mit dem Spaß und den motorischen Herausforderungen, begrüßen und begleiten. Da die ständig zunehmenden Bewegungserfahrungen für jede Aktion abrufbar sind, verhalten sich die meisten Kinder überraschend sicher und geschickt. So lernt das Kind, das es auch mal hinfallen, dieses auch mal weh tun kann und der Schmerz je nach Verletzung, zeitlich nicht vorhersehbar abklingt. Oder auf einem bestimmten Weg nicht zum eigentlichen Ziel kommt, kurz nachdenken, sich nicht entmutigen lassen und den Weg ändern kann.

Damit das kindliche Körperbewusstsein entstehen kann, ist es wichtig, dass die Bezugspersonen dem Kind Freiräume bieten und es darauf vorbereiten, seine motorischen Fähigkeiten einzuschätzen und aufmerksam für Risiken zu werden.

Spielerischer Umgang mit Trennungen

erste Trennungsspiele
erste Trennungsspiele

Durch die dazu gelernten motorischen Fähigkeiten vergrößert das Kind allmählich seinen Radius. Dieser bringt es schneller an immer weiter entferntere Orte, ohne seine Bezugspersonen; schneller und weiter als ihm manchmal selbst lieb ist.

Denn natürlich möchte es viel herumrennen, jedoch immer mit seinen Bezugspersonen im Schlepptau.

So eine Trennung darf erstmal gelernt werden – dieses möchte dein Kind im zweiten Lebensjahr: spielerisch und, und dieses ist enorm wichtig, nach seinen Regeln. Die besten Vorbereitungen darauf sind sichere Bindungserfahrungen in einem kleinen und engen Kreis vertrauter Bezugspersonen.

Die emotionalen Erfahrungen der ersten Trennungen dienen als sogenanntes „Arbeitsmodell“ mit der dein Kind in seinem weiteren Leben auf andere Menschen zugehen wird.

Jedes Kind reagiert am Anfang heftig auf Trennungen: es konfrontiert seine Bezugspersonen mit eindeutigen Signalen seiner Trennungsangst.

Da dein Kind im zweiten Lebensjahr zunehmend autonomer wird, spielt es mit genau solchen Situationen: es gestaltet Trennungssituationen gezielt, bei denen es sich zeitweilig dem Blick der Bezugspersonen entzieht, um dann wieder aufzutauchen. Um für eine kurze Zeit in eine eigene Welt abzutauchen, hält sich dein Kind mit seinen Händen seine Augen zu, zieht sich ein Tuch über den Kopf oder versteckt sich in der Wohnung / im Haus oder im Garten.

Solange dein Kind sich sicher ist, dass seine Bezugsperson gleich wieder da ist, wenn es seine Augen öffnet, das Tuch abzieht und vermisst, gefunden und mit Freude in Empfang genommen wird, wird dieses Spiel reizvoll sein.

Diese Trennungsspiele unterliegen strengen Spielregeln: das Kind muss die Kontrolle über die Situation behalten. Andernfalls nimmt die Angst überhand und das Spiel ist vorbei.

Unterstützung der Bezugspersonen

Begegnet deinem Kind in dieser Situation etwas Neues oder vielleicht sogar etwas Unerwartetes so schaut es nach seinen Bezugspersonen und versucht aus ihrem Gesichtsausdruck Gelassenheit, Aufmunterung, Bestätigung oder Warnung abzulesen. Daher reicht deinem Kind von Zeit zu Zeit ein kurzer Zuruf und ein schneller rückversichernder Blick zu den Bezugspersonen, damit es entspannt weiterspielen kann.

Je nachdem wie die Reaktion jetzt ausfällt, traut es sich, weiter zu spielen, zu forschen oder aufzuhören.

Dein Kind vergleicht ständig seine eigenen Empfindungen mit denen seiner vertrauten Bezugspersonen bzw. mit denen älterer Kinder, um über die Blicke notwendige Informationen einzuholen.

Blickkontakt
Blickkontakt

Damit sich dieser Informationsaustausch (schauen → Reaktion bekommen) bewährt, ist es von Vorteil, wenn die Interaktionspartner ansprechbar und zugewandt sind. Denn im Beisein seiner Bezugspersonen lernt dein Kind für sich zu sein, sich selbst beschäftigen zu können und sich dabei wohl zu fühlen. Diese nötige innere Sicherheit erfährt dein Kind durch die zuverlässige Bindung zu seinen Bezugspersonen und ist dadurch in der Lage schon als Kleinstkind eine Weile ohne diese und somit ohne direkten Kontakt zu diesen zu spielen.

Auch mal alleine zu sein und dieses für gut zu empfinden erfährt dein Kind durch eine Vielzahl gewinnbringender und verarbeiteter kleiner Trennungserfahrungen. Dieses ist die Voraussetzung für Selbstliebe (sich selbst zu lieben und zu mögen hat absolut nichts mit Egoismus zu tun, sondern ist die Voraussetzung um andere zu lieben) und eine gute Vorbereitung auf den Aufenthalt in Betreuungseinrichtungen.

Wichtig bei einer Trennung ist nicht nur wer geht, sondern auch wer bleibt. Das Kind wird die Trennung von seiner Hauptbezugsperson ohne Stress und ohne Trauer akzeptieren, wenn es der Erzieherin / Tagesmutter gemeinsam mit der Bezugsperson gelingt in einer Eingewöhnungsphase das Vertrauen des Kindes zu gewinnen.

Die Eingewöhnung in die Krippe

Durch eine behutsame gestaltete Eingewöhnungsphase wird ein emotional möglichst wenig belastender Übergang am ehesten gewährleistet.
Die Eingewöhnung, ist je nach Einrichtung und deren Modell nach welchem sie eingewöhnen verschieden und benötigt einen Zeitrahmen von 6 – 8 Wochen, in denen das Kind am Anfang für 1-2 Stunden mit der Bezugsperson und der Erzieherin gemeinsam den Krippenraum erkundet. Als Bezugsperson hast du am Rand einen festen Platz, um für dein Kind jederzeit mit Blickkontakt bzw. auch durch die Bewegung deines Kindes erreichbar zu sein; du bist der Anker deines Kindes. Kommt dein Kind zu dir, ist es wichtig auf Augenhöhe mit deinem Kind zu sprechen und dabei in die Hocke zu gehen: dieses zeigt deinem Kind das es auf der selben Ebene steht und nicht unter dir als Elternteil. Wenn du immer nur von oben runter sprichst, wird sich dein Kind ermahnt und nicht verstanden fühlen und hat das Gefühl nicht ernst genommen zu werden.

In den ersten Tagen kann es sein, dass dein Kind erstmal von deinem Schoß aus alles mit den Augen beobachtet und wahrnimmt und erst in den darauffolgenden Tagen sich von dir entfernt. Bitte gib deinem Kind die Zeit! Es ist eine völlig neue Umgebung, mit neuen Regeln, neuen Erwachsenen, neuen Kindern und neuem Spielzeug. Hat dein Kind einen Seelenröster, z. B. ein Kuscheltier, ein Schnuffeltuch kann es dieses selbstverständlich mit bringen um über dieses auch Halt und Sicherheit zu bekommen. Jede Frage, die du als Bezugsperson hast, bitte ich dich, der Erzieherin (arbeite in einem Familienzentrum mit 2 Kindergarten- und 2 Krippengruppen in einer Kindergartengruppe) zu stellen. Denn dein Kind hat „feine Antennen“ und spürt deine Unsicherheit. Diese geht auf dein Kind über und somit wird dieses auch unsicher und kann sich weder auf die Situation noch auf die Erzieherin einlassen, aus Angst glücklich zu sein und du bist es nicht.
In der Anfangszeit wirst du als Bezugsperson alle pflegerischen z. B. Wickeln und emotionalen Tätigkeiten z. B. Trösten übernehmen bis dein Kind sich sicher fühlt und dieses die Erzieherin übernehmen kann. Die Erzieherin wird diese Tätigkeiten beobachtend begleiten, so dass sie genau auf eure Rituale achten und diese dann übernehmen kann.

In der zweiten Woche wird es zu einem kurzen Trennungsversuch kommen, bei dem du dich als Bezugsperson bewusst verabschiedest und dich im Flur aufhalten kannst, so dass dein Kind genau weiß, wo du bist und auch jederzeit zu dir gehen kann. Diese Zeit wird dann auf eine Zeit bis zu 2 Stunden verlängert. Erst dann kannst du die Einrichtung verlassen und dein Kind kann 4 – 5 Stunden inkl. Mahlzeiten und Mittagschlaf bleiben.
Eine langsame und behutsame Eingewöhnung in der die Zeit langsam und individuell aufs Kind angepasst wird, sowie die in dieser Zeit gemachten Erfahrungen prägen die Beziehung deines Kindes zur Erzieherin. Die Beziehungsqualität wird durch die feinfühligen, positiv zugewandten Interaktionen sowie die Beständigkeit und Kontinuität der Erzieherin zu deinem Kind bestimmt. Die Verantwortung für den Beziehungsaufbau trägt die Erzieherin.

Bekommt dein Kind genug Beachtung?

gefühlvollen, empathischen und vertrauensvollen Interaktionen
gefühlvollen, empathischen und vertrauensvollen Interaktionen

Dieses bezeichnet man in der Entwicklungspsychologie als „Compliance“.

Bereits im ersten Lebensjahr zeigen sich Vorläufer. Diese basieren auf den gefühlvollen, empathischen und vertrauensvollen Interaktionen zwischen dir als Mutter und deinem Kind, die die beste Voraussetzung sind, um eine positive Bereitschaft zu entwickeln, sich von der Bezugsperson sozialisieren zu lassen. Um für die Werte und Regeln empfänglich zu sein und diese zu übernehmen bedarf es ebenfalls eine sichere Bindung zur Bezugsperson sowie ein gewisses Training im Umgang mit alltäglichen Frustrationen.

Es gibt zwei Arten von Compliance:

  1. „Sich Fügen“: das Kind ist kooperativ, jedoch nicht von sich aus motiviert, eine Aufgabe zu beenden. Tut dies nur, wenn die Bezugsperson dabei bleibt.
  2. „Aktives Folgen und Mitmachen“: das Kind ist mit vollen Herzen dabei und befolgt die Anweisungen der Bezugsperson; auch wenn diese nicht dabei ist. Es hat die Aufgabe verinnerlicht.
    Ist diese Form schon sehr früh ausgeprägt, zeigen Kinder im Alter von 5,5 Jahren eine besonders große Gewissenhaftigkeit.
    Dieses ist der erste Schritt zu einer verinnerlichen Kontrolle des eigenen Verhaltens.

Vom 2. bis zum 5. Lebensjahr nimmt das passive „Sich Fügen“ ständig ab, während die aktive Folgsamkeit ständig zunimmt.

Nur entspannte Kinder spielen

Entspannung
Entspannung

Der natürlichste Weg, die Umwelt und sich selbst kennen zu lernen, Erfahrungen zu gewinnen und Fähigkeiten zu entwickeln ist das Spielen. 
Unter Trennung leidende Kinder oder welche, die sich dauernd auf Zuwendungssuche befinden, können daher nicht spielen.
Aktivitäten, die der aktuellen Lebensbewältigung dienen, werden durch spielerische Pausen gefüllt.
Spielen kann ein Kind nur im entspannten Feld. Und hört daher bei Schmerzen, Hunger, Angst oder Müdigkeit auf. Kann ein Kind kaum Momente der Entspannung erleben, spielt es fast nie.
Das Spiel kann auch zu kurz kommen und einhergehend das Ausbleiben lustvoller Spielerfahrungen, wenn das Kind unter gesteigerter Angst, z. B. als Folge frühkindlicher Betreuungs- und Bindungsmängel oder einer schmerzhaften Erkrankung leidet. Viele Erfahrungen, die das Kind spielerisch erwerben könnte, bleiben ihm somit vorenthalten.
Trotz guter Anlagen wird seine Lebenslust geschmälert und sowohl seine geistige als auch soziale Entwicklung kann beeinträchtigt werden.

Kinder, die nicht spielen, haben Schwierigkeiten, Lern- und Konzentrationsfähigkeit, Selbstständigkeit, Kreativität und soziale Kompetenzen zu erwerben.

Wie spielt dein Kind?

Symbolspiel
Symbolspiel

Im zweiten Lebensjahr wird das Spiel zunehmend komplexer. Dein Kind übt sich in Feinmotorik und sammelt gleichzeitig Erfahrung im Umgang mit den Objekten, in dem es Gegenstände aus- und einräumt, sie ineinandersteckt und aufeinanderstellt.
In der zweiten Hälfte des zweiten Lebensjahres wird der Umgang mit den Materialien deutlich spezifischer und funktionsgerechter: es wird mit Stiften gekritzelt, den Sand geschaufelt, mit Klötzen gebaut.
Mit etwa 18 – 24 Monaten treten komplizierte Handlungen mit Alltagsgegenständen auf, z. B. das Einhalten einer Reihenfolge und das spielerische Erkunden, was man alles mit dem Gegenstand machen kann, wie er beschaffen ist bzw. wie er von innen aussieht.

Aufgrund des wachsenden Vorstellungsvermögens und Symbolverständnisses des Kindes werden gegen Ende des zweiten Lebensjahres planvolle Handlungen sichtbar: das Kind benutzt Gegenstände, um ein imaginäres Zielobjekt herzustellen und äußert vor dem Spiel, was es herstellen möchte.
Für die kindliche Entwicklung leistet das Konstruktionsspiel eine wichtige Aufgabe: das Kind lernt neben dem Zuwachs an Geschicklichkeit und der Erfahrung mit den Materialien, planvoll im Hinblick auf das Zielprodukt zu handeln, welches Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer stärkt.

Symbol- oder Fiktionsspiel

Das sogenannte Fiktions- oder Symbolspiel beginnt ebenfalls im zweiten Lebensjahr. Dieses wird oft als die eigentliche kindliche Spielform bezeichnet, weil uns das Kind Handlungen aus seinem sozialen Umfeld und damit auch aus anderen Blickrichtungen (Einnahme von verschiedenen Rollen) und die Welt der Vorstellungen zeigt: nach eigenen Spielzielen spielt es nach seinen Vorstellungen mit einem Gegenstand und kann genauso schnell seine eigenen Vorstellungen des Spiels verändern.
Der Umgang mit den verschiedensten Materialien und Gegenständen und deren Beschaffenheit perfektioniert das Greifen und stellt besondere Anforderungen an die Hand – Augen – Koordination dar.
Der Erwerb neuer motorischer Fähigkeiten ist immer wieder mit einer Kopplung von Wahrnehmung und Motorik verbunden und daher sehr komplex.

Im Laufe der Kindheit verbessert sich die Leistung dieser wahrnehmungsmotorischen Aufgaben immer weiter:
• Geschwindigkeit der Vorbereitung
• Ausführung von Zielbewegungen
• Räumliche und zeitliche Genauigkeit
• Zuverlässigkeit der Bewegung

Sprachentwicklung

entwicklungspsychologische Grundlagentabelle

Lieber Mensch, der du diesen Blogartikel gerade liest: die nachfolgenden Sätze und zeitliche Einordnungen stammen aus einer entwicklungspsychologischen Grundlagentabelle, die die individuellen Bedürfnisse und Entwicklungen eines jeden Menschen nicht berücksichtigen! Das heißt, wenn dein Kind nicht in den Rahmen passt, mach dir bitte KEINE Gedanken dazu! Dein Kind ist gerade zwei (!) Jahre auf dieser Welt und lernt in den ersten 6 Jahren in seiner Entwicklung so viel wie es niemals mehr in seinem Leben in sechs Jahren lernen wird! Nimm dir bitte den Druck und deinem Kind auch.
Und wenn ich, als Erzieherin Vollzeit in einem Kindergarten arbeitend und Mama eines 5-jährigen Sohnes etwas überhaupt nicht leiden kann: Logopäden, die meinen einem 2-jährigen Kind eine Diagnostik unterziehen zu müssen, weil das Kind noch keine 50 Wörter spricht und sie das Kind deshalb als „late talker“ bezeichnet (Übrigens: die Hälfte dieser Kinder gelingt es im weiteren Verlauf ihrer Entwicklung, ihren Sprachrückstand aufzuholen, so dass sie im Alter von drei bis vier Jahren mit den übrigen Kindern gleichgezogen haben)!

Vergleiche sind der Tod des zu Vergleichenden! Schließlich vergleichen wir Erwachsene uns untereinander auch nicht! Und wenn, dann setzt einen das so immens unter Druck, dass dieser Druck einen Menschen sogar lähmen kann. Warum machen wir das dann mit unseren Kindern und setzen als Fachpersonal Eltern und ihre Kinder unter Druck? Nimm also bitte die nachfolgenden Ausführungen als Impuls, nicht als Unter-Druck-setzen!

Nach den langsamen Anfängen des Spracherwerbes mit ungefähr 18 Monaten und dem Erreichen der 50-Wort-Grenze, befindet sich dein Kind an einem entwicklungskritischen Punkt: ab jetzt kann dein Kind sehr schnell viele neue Wörter lernen und entdeckt, dass jedes Ding seinen eigenen Namen besitzt.

Da dein Kind bei neuen Wörtern nicht weiß auf welchen Teil oder Eigenschaft des Gegenstandes ,des Tieres, des Menschen sich das Wort bezieht, benutzt es das neu erlernte Wort als das Ganze und nicht als Teil des Ganzen; bis weitere Informationen kommen.
Stell dir einmal vor, du gehst mit deinem Kind spazieren und läufst an einem Grundstück vorbei auf dem sich ein Hund befindet und du benennst das Tier als Hund. Dein Kind hat jetzt den Begriff „Hund“ neu gelernt.
Jetzt kann es passieren, dass jedes Tier, welches einen Kopf, vier Beine, einen Schwanz und Fell hat von deinem Kind als Hund bezeichnet wird (Übergeneralisierung) oder aber, dass dein Kind eine spezielle Situation (Überdiskriminierung) meint, in der es z.B. mit einem Sandförmchen in Form eines Hundes Sandkuchen backt.

Der Mensch baut innerhalb von 16 Jahren einen Wortschatz von bis zu 60.000 Wörtern auf.
Damit ihm dieses gelingen kann, lernt der Mensch ca. 9 neue Wörter am Tag; mal mehr mal weniger.

Gerade im zweiten Lebensjahr durchlebt das Kind eine regelrechte Wortexplosion, die den Grammatikerwerb vorbereitet. Dein Kind verwendet zunehmend Zweiwortäußerungen, mit überwiegend Inhaltswörtern, mit dem dein Kind eine eigenständige Bedeutung assoziiert. Dieses sind zunächst Substantive mit Verben im Infinitiv, z. B. Mama spielen.

Wenn du dir z. B. nicht sicher bist, ob dich dein Kind versteht und es hört, was du sagst, bitte dein Kind in alltäglichen Situationen dir bestimmte Dinge zu zeigen / zu geben.

• Beim Spielen auf dem Baustellenteppich kannst du mit deinem Kind mit seinen Autos spielen und dann das Spiel erweitern, indem du dein Kind bittest den LKW zu holen. So siehst du, ob dein Kind hört, was du sagst, ob es den Begriff versteht und diesen mit einem Gegenstand verknüpfen kann.

Vor dem Essen kannst du gemeinsam mit deinem Kind den Tisch decken und jeden Gegenstand (Teller, Besteck, Glas) benennen und schauen, wo dein Kind die Dinge hinstellt. Vielleicht fällt deinem Kind ja noch etwas ein, was es auf dem Tisch beim Essen benötigt.

Beim Bücheransehen kannst du dein Kind nach bestimmten Gegenständen auf dem Bild suchen lassen. Bitte immer nur einen Gegenstand und wenn dein Kind ihn nicht direkt findet, lass ihm die Zeit zum Nachdenken und suchen und gib ihm einen kleinen Impuls, z.B. du lässt ihn das Flugzeug suchen: befindet ich dieses eher am Boden oder in der Luft?

Kreativität

Kinder brauchen Bücher

Buch lesen
Buch lesen

Zweifelsohne gehören Bücher zu den wichtigsten Spielsachen in dem Kinderzimmer deines Kindes. Sie

• Regen die Fantasie an
• Begleiten die Sprachentwicklung
• Bieten Gelegenheit zum Dialog
• Nehmen Alltagsthemen auf
• Helfen deinem Kind die Umwelt zu verstehen
• Vermitteln das Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit
• dienen als Hilfe und Anregung bei der Realitäts- und Zukunftsbewältigung


Musik

Musik hören
Musik hören

Kinder lieben es Krach zu machen und zeigen Interesse, bei allem was tönt und klingt: ob mit dem Kochlöffel auf dem Topf oder das Ausschütten der Bausteine.
Durch jedes Geräusch, welches dein Kind wahrnimmt, begleitest du es hin zum differenzierten Zuhören und zur Fähigkeit, das Gehörte wahrzunehmen.
Kleinkinder mögen Klangspiele mit verschiedenen Alltagsgegenständen, Musikinstrumenten, Musik-CDs sowie Reime und das gemeinsame Singen; wobei es deinem Kind völlig egal ist, ob du den Ton triffst oder nicht. Es wird sich freuen und versuchen mit zu singen.

Malen und Basteln

Malen
Malen

Richtig Spaß macht deinem Kind auch das Gestalten mit Papier, Farben und Stiften, z.B. kannst du dein Kind erst die Stifte und Pinsel ausprobieren lassen und am Ende ein gemeinsames Bild mit Finger-, Hand- oder Fußabdrücken gestalten lassen.
Tauch in die Kreativität deines Kindes ein und lass dir erzählen, was es gemalt hat, ohne dieses zu bewerten oder zu korrigieren.

Tipp: am besten eignen sich die Dreikantstifte von Stabilo, da diese die Drei-Finger-Haltung unterstützen, durch ihre Noppen abrutschsicher sind und eine optimale Größe für die Finger deines Kindes haben.

mit dem Pinsel malen
mit dem Pinsel malen

Im dritten Teil meiner Blogserie rund um die altersbezogenen Entwicklungsverläufe bei Kindern zwischen dem ersten und sechsten Lebensjahr geht es um das dritte Lebensjahr.

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