Du bist Erzieherin?
Dann hast du es ja echt gut – du kannst den ganzen Tag spielen und basteln.
Dieses waren Worte eines Menschen als ich ihm gesagt habe, dass ich in einem Kindergarten arbeite.
Doch, wie sieht eigentlich so ein Tag als Erzieherin aus?
Und was machen die eigentlich den ganzen Tag so?
Ach stimmt ja, basteln und spielen …
Der Alltag im Kindergarten
Es ist 6:30 Uhr am Morgen.
Mein Tag als Erzieherin im Kindergarten beginnt.
15 min vor den Kindern stehen die Vorbereitungen an:
• Durchlüften und Fenster wieder schließen, wenn die Kinder ankommen
• Räume vorbereiten, so dass die Kinder direkt in eine vorbereitete Umgebung kommen und sofort ins Spiel finden können
Und schon ist es 7 Uhr und die ersten Kinder kommen.
Aufgrund von Corona werden sie von ihren Eltern an der Haustür uns übergeben.
Noch schnell ein kurzes Tür- und Angelgespräch wie die Nacht war und ob es Besonderheiten gibt, welche für die Kollegen in der entsprechenden Gruppe wichtig sind und dann geht es auch schon in die Garderobe zum Umziehen, in den Waschraum zum Händewaschen und danach in den Gruppenraum.
Dort können die Kinder erstmal ankommen und spielen.
Puh, ganz schön früh.
Einige Kinder sind, so wie ich, noch ganz schön müde.
Für mich als Eule besonders, denn ich bin eher abends länger wach statt um 5 Uhr aufzustehen, um um kurz vor 6 Uhr in der Frühe mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren.
Im Laufe des Vormittags folgen dann noch der Morgenkreis, das Frühstück und das anschließende auf den, in der Nähe gelegene, Spielplatz gehen.
Doch davor heißt es erstmal 20 Kindern beim Anziehen helfen – zu zweit.
Eigentlich bräuchten wir danach keine Jacke mehr…
1,5 h Spielplatz gehen ratz fatz vorbei und es heißt wieder zurück zum Mittagessen. Auch die ersten Kinder werden jetzt abgeholt.
Danach noch Ruhezeit und die anschließende freie Spielzeit.
17 Uhr ist der Kindergartentag vorbei.
Kindergartenalltag zu Coronazeiten
• Als Elternteil hast du keinen Zutritt mehr zum Kindergarten: du gibst und nimmst dein Kind an der Tür ab bzw. an
• Personal trägt eine Maske im Flur, bei der Übergabe der Kinder, bei Elterngesprächen
• Die Kommunikation zu den Eltern hat sich verändert
• Keine stattfindenden Elternabende
• Eingewöhnungen der Kinder nur mit Eltern, die 2 h eine Maske tragen
• Singen ist nicht mehr gestattet
• Kinder daran erinnern, dass sie das Spielzeug nicht in den Mund nehmen dürfen
• Öfters Händewaschen
• kein Wassereingießen in die Gläser durch die Kinder, sondern durch die Erzieher
• Gläserwechsel nach Benutzung
• Regelmäßiges Abwaschen / Desinfizieren der Spielsachen
• Tägliches Dokumentieren von nicht-zur-Kita-gehörenden-Menschen, z. B. Handwerkern, Essenslieferanten
• Tägliches Unterschreiben, dass man Covid 19- symptomfrei ist
Um nur einige Punkte zu nennen.
Sprachliche Begleitung im Alltag
8 h arbeiten – fast 8 h sprechen.
Der Alltag in der Kita besteht zu einem großen Teil aus der sprachlichen Begleitung im Alltag.
Denn so lernen Kinder sprechen.
Wörter hören → sie verinnerlichen → Wörtern eine Bedeutung geben → nachsprechen
Das liest sich verdammt leicht, ist jedoch eine Herausforderung.
Wenn du selbst Mama bist machst du dieses tagtäglich mit deinem Kind.
Mit einem Kind.
Vielleicht auch mit zwei oder drei Kindern.
Im Kindergarten darfst du 20 Kinder im Alltag begleiten.
Und genauso wie du dich bei jedem weiteren Wort bei deinem Kind freust, freue ich mich über jedes weitere Wort bei den Kindern, die ich begleiten darf.
Und soll ich dir noch was verraten?
Es gibt Eltern, die extra im Kindergarten anrufen und über die sprachlichen Fortschritte ihrer Kinder am Telefon erzählen, weil sie so stolz sind.
Liebe Eltern,
– Und ich kann jetzt nur von mir ausgehen- nein, es stört nicht! Ganz im Gegenteil: es zeigt welche Bindung wir zueinander aufgebaut haben und wie wichtig es ist miteinander zu reden.
Denn es kann vorkommen, dass ein Kind im Kindergarten gar nicht spricht und zu Hause einiges vom Kindergarten erzählt.
Lockdown und geöffnete Kitas
Im März waren plötzlich alle Kindergärten zu.
Eltern wussten nicht wie sie ihre Kinder betreuen sollten, gleichzeitig noch arbeiten gehen sollten.
Ach ja, und den Haushalt wollen wir auch mal nicht vergessen.
6 Wochen später durften dann die Kinder, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten wieder in die Kindergärten.
Doch Moment mal:
Welcher Job ist eigentlich nicht systemrelevant?
So ging das dann bis in den Spätsommer.
Und dann durften wieder alle Kinder kommen.
Alle 4 Wochen neue Hygieneverordnungen.
Alle 4 Wochen mussten wir uns umstellen.
Dieses alles habt ihr liebe Eltern mit gemacht.
Ihr habt uns unterstützt.
Und auch immer wieder motivierende Worte gefunden.
Ich persönlich, und das ist, so wie es in all meinen Blogartikeln ist, meine absolute persönliche Meinung:
Ich kann eure Angst verstehen.
Ich kann verstehen, dass ihr euer Kind in den Kindergarten bringt.
Ich kann verstehen, wenn euer Kind länger bleibt und ihr dafür 1 h Zeit nur für euch habt.
Ich kann verstehen, dass ihr mit den Nerven am Ende seid.
Ich kann verstehen, wenn ihr über eure Grenzen hinweg geht.
Ich kann euch verstehen, denn ich bin nicht nur Erzieherin, Begleitern, Spielpartnerin, Windelwechselmeisterin, Umziehhilfe, Trösterin, Zuhörerin und damit Teil des Lebens eures Kindes und damit auch eures Lebens,
nein,
ich bin vor allem Mama eines 5-jährigen Sohnes.
Und damit ist jeder Mensch ein Held
Ein Held seines Lebens
Danke Anna, dass du mich mit deiner Blogparade mal wieder zum Nachdenken über mich, mein Leben und mein Jahr 2020 inspiriert hast
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