Depressionen bei Kindern

Menschen jeden Alters können Depressionen entwickeln – somit auch Kinder. Während die Erkrankung bei Säuglingen und Kleinkindern wahrscheinlich selten auftritt und nicht leicht zu erkennen ist, leiden Kinder im Vorschulalter schon öfter an dieser psychischen Erkrankung.
Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei Kindern gehören leichte depressive Verstimmungen bis hin zu schweren depressiven Störungen.
Im Vorschulalter sind ca. 1 – 2 % der Kinder betroffen.

Bei Kindern geht die Depression mit weiteren psychischen Erkrankungen, wie z.B. Angststörungen und ADHS einher.

Ursachen einer Depression

• genetische Voraussetzungen
• negative Lebensereignisse sowie aktuelle individuelle Faktoren
• ungünstige psychosoziale Umgebung
• psychische Erkrankungen der Bezugspersonen
• Vernachlässigung und Misshandlung
Kommunikationsprobleme in der Familie
• überstrenge Bewertung von Impulsen und Wünschen des Kindes
• ein geringes Selbstwertgefühl
• ausgeprägtes Schamempfinden
• im Jahr vor dem Erkrankungsbeginn erlebte das Kind mehreren negative Lebensereignissen
• verstärkter gesellschaftlicher Leistungsdruck

Symptome

Eine Depression wird oft nicht sofort erkannt, für es verschiedene Gründe gibt:
• Es stehen andere Verhaltensauffälligkeiten im Vordergrund (z.B. gereiztes und aufsässiges Verhalten), so dass Eltern, Erzieher und Ärzte die Depression übersehen.
• Die einzelnen Fälle unterscheiden sich im Erscheinungsbild mitunter gravierend.
• Aus Angst vor einer Stigmatisierung suchen sich Familien oft erst spät Hilfe.

Besonderheiten in der Symptomatik

Kleinkind (1-3 Jahre):

• ausdrucksarmes Gesicht
• vermehrtes Weinen
• Schlafstörungen
• erhöhte Reizbarkeit
• überanhänglich, Kind kann schlecht alleine sein
• selbststimulierendes Verhalten: Schaukeln des Körpers, exzessives Daumenlutschen
• Teilnahmslosigkeit
Spielunlust oder auffälliges Spielverhalten
• gestörtes Essverhalten

Kindergartenalter (3-6 Jahre):

• trauriger Gesichtsausdruck
• verminderte Gestik und Mimik
• Schlafstörungen
• leicht irritierbar
• stimmungslabil
• auffällig ängstlich
• mangelnde Fähigkeit, sich zu freuen
• Teilnahmslosigkeit und Antriebslosigkeit,
• introvertiertes Verhalten
• vermindertes Interesse an motorischen Aktivitäten
• innere Unruhe und Gereiztheit,
• unzulängliches oder auch aggressives Verhalten
• gestörtes Essverhalten
Wenn mehrere Symptomen über mehrere Wochen anhalten, sollte ein Kinder- und Jugendpsychiater oder-psychologe aufgesucht werden.
Die Diagnostik sollte stets durch einen Arzt oder Psychotherapeuten (Kinderarzt, Kinder- und Jugendpsychiater/-psychotherapeut) erfolgen. Da sich gerade bei jüngeren Kindern die typischen Symptome nicht finden lassen, ist es deshalb unerlässlich bei der Diagnostik, die altersabhängigen Besonderheiten zu beachten und für eine gesicherte Diagnose auch Eltern, Erzieher und weitere Bezugspersonen in die Beurteilung mit einbeziehen.

Anaklitische Depression im Säuglingsalter

Eine besonders schwere und tragische Form der Depression wird als anaklitische Depression bezeichnet. Diese Art der Depression beobachtete der Entwicklungsforscher René Spitz bei Säuglingen in Heimen und Krankenhäusern im letzten Jahrhundert. Sind Kinder im ersten Lebensjahr drei bis fünf Monate oder länger von ihrer Bezugsperson, in der Regel der Mutter, getrennt, zeigen sie starke körperliche und seelische Beeinträchtigungen. Die Bindung spielt gerade in den ersten Jahren der Entwicklung eine entscheidende Rolle. Auch bei medizinisch guter Versorgung verkümmern Kinder, wenn sie keine Liebe und Geborgenheit erhalten.
In der ersten Zeit der Trennung weinen die Säuglinge viel. Später verweigern sie den Kontakt zu anderen Personen. Dauert die Trennung länger an, verschlimmert sich die Depression. Die Kinder weinen nicht mehr und verhalten sich apathisch, zeigen kaum Gesichtsausdruck und interagieren nicht mit anderen Menschen. Säuglinge mit einer anaklitischen Depression haben eine höhere Krankheitsanfälligkeit und die körperliche Entwicklung verlangsamt sich.
Haben Kinder länger als fünf Monate keine Bezugsperson,
besteht die Gefahr, dass sie sterben.

Behandlungsmöglichkeiten

Eine Behandlung erfolgt meist ambulant und kann folgende Bestandteile umfassen:

  • alters- bzw. entwicklungsgerechte Aufklärung des Kindes sowie der Eltern über die Erkrankung,
  • Psychotherapie unter Einbeziehung von Familie und weiteren Bezugspersonen,
  • ggf. medikamentöse Therapie,
  • Interventionen in der Familie (ggf. einschließlich Familientherapie).

Spieltherapie

Eine Spieltherapie, welche in einer geschützten Umgebung stattfindet, stärkt das Kind sowohl in seiner Sicherheit als auch in seinem Selbstbewusstsein. In dieser erprobt das Kind spielerisch neue Verhaltensmöglichkeiten. Durch die Therapie kann die „innere Bühne“ des Kindes gefunden werden. Über diese tastet sich der Therapeut an die Ursachen der Depression heran, z. B. mit einer Handpuppe: Was fühlt die Puppe? wie erlebt die Puppe die Situation? Was ist ihr passiert?

Tipps für den Alltag


• Sprecht über Gefühle, höre zu
• Habe Geduld
• identifiziere Situationen, die dein Kind traurig, wütend oder hilflos machen
• schenke besondere Aufmerksamkeit, Liebe und Zuwendung
• nimm dir als Bezugsperson Zeit für dich selbst
• Nimm Unterstützung von Verwandten, Freunden und Fachleuten an
Austausch in einer Selbsthilfegruppe
• Verstärke jedes nichtdepressive Verhalten
• gemeinsame Unternehmungen
• ausreichende Bewegung
• motiviere dein Kind sein Zimmer zu verlassen und soziale Kontakte zu pflegen
• lass dein Kind seine Gedanken aufschreiben / zeichnen
• eine warme und einfühlsame Familienatmosphäre
• wenig Kritik, eher Anerkennung und Lob
• Erfolgserlebnisse, die das Selbstwertgefühl deines Kindes stärken
• Ignoriere auf keinen Fall Drohungen, sich das Leben zu nehmen! Es steckt immer etwas dahinter.

Krise als Chance

Beratungsstellen

• Sorgentelefon für Kinder- und Jugendliche (www.nummergegenkummer.de) ist von Montag bis Freitag zwischen 15.00 bis 19.00 Uhr erreichbar. Telefonnummer 0800 – 111 0 333 oder 116 111.
• Für Eltern ist vom „Nummer gegen Kummer e.V.“ ein bundesweites telefonisches Gesprächs-, Beratungs- und Informationsangebot eingerichtet, das schnell, kompetent und anonym unterstützt:
Elterntelefon: 0800 – 1 111 0 550

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