Sie wollen einfach nur Kind sein.
Und doch haben hunderte von Mädchen in Deutschland keine Wahl: Sie leben in Kinderehen!
Zum einen, weil sie von ihren Eltern dazu gezwungen werden und zum anderen, weil die Behörden überfordert sind.
Plötzlich verschwunden
Esra (Name erfunden) war eine gute Schülerin.
Sie ging gerne zur Schule, hatte dort viele Freunde, war beliebt.
In ihrer Freizeit ging sie vielen Hobbies nach.
Doch von heute auf morgen verschwand die 16-Jährige.
Sie ging nicht mehr zur Schule.
Antwortete auf keine WhatsApp mehr, war telefonisch nicht mehr erreichbar.
Ein schrecklicher Verdacht beschlich ihre Lehrerin: Zwangsheirat.
Alles tat sie, was in ihrer Macht lag, um ihrer Schülerin dieses Schicksal zu ersparen: sie telefonierte, schaltete die Schulleitung und das Jugendamt ein.
Doch es war vergebens.
Wenige Tage nach Esras Verschwinden entdeckte sie Bilder der 16-Jährigen auf Facebook – im Brautkleid, mit Schleier und einem Mann an ihrer Seite, der doppelt so alt schien wie sie selbst.
Jede Woche wird in Deutschland eine Kinderehe geschlossen
Im Zeitraum von 2017 – 2019 wurden 813 Kinderehen in Deutschland gemeldet – aber nur elf aufgehoben.
Arrangierte Kinderehen wie die der 16-Jährigen Esra sind und bleiben kein Einzelfall: Denn jede Woche wird in Deutschland eine Minderjährigen-Ehe geschlossen.
In manchen Bundesländern wird noch nicht mal eine Statistik zu dieser Problematik geführt.
Oft kommt dieses erst ans Licht, wenn die Geburt des Kindes im Standesamt registriert wird.
Gesetz zur Bekämpfung von Kinderehen
Seit dem Jahre 2017 gibt es ein Gesetz, das junge Mädchen und Frauen schützen soll, gegen ihren Willen in arrangierte Ehen gezwungen zu werden.
Das „Gesetz zur Bekämpfung von Kinderehen“ legt das Mindestalter für eine Ehe ohne Ausnahme auf 18 Jahre fest und sieht zudem vor, dass Ehen, die beispielsweise im Ausland geschlossen wurden, von einem Richter aufgehoben werden, wenn der minderjährige Partner bei der Hochzeit 16 oder 17 Jahre alt war.
Eheschließungen unter 16 Jahren sind sogar generell unwirksam.
Dadurch ergibt sich ein sehr kleines Zeitfenster zwischen Eheschließung und
Volljährigkeit, um ein Verfahren einzuleiten, wenn eine Betroffene zum Beispiel schon 17 Jahre und 8 Monate alt ist und ankündigt, die Ehe bestätigen zu wollen. Die Ehe-Aufhebung werde dann häufig einfach ausgesessen.
Im Ausland geschlossene Kinderehen
Viele Kinderehen werden bereits im Ausland geschlossen, um so der Armut für sich selbst und der eigenen Familie zu entfliehen und so die eigene Familie zu unterstützen.
das abrupte Ende der eigenen Kindheit
Selbst die Eltern, welche schon seit Jahren oder Jahrzehnten in Deutschland leben, verheiraten ihre Kinder gegen ihren Willen: entweder unter Androhung von körperlicher Gewalt oder sogar Mord werden die Kinder in die arrangierte Ehe hineingezwungen.
Die ältere Schwester weiß auch, dass, wenn sie flieht, ihre jüngere Schwester den auserkorenen Ehemann heiraten muss.
Die Rolle nach der Hochzeit
Nach der Hochzeit gehört die Frau dem Ehemann und hat die Rolle als zukünftige Mutter und Hausfrau zu erfüllen.
Da bleibt weder Zeit für die Schule und die damit verbundene Bildung beziehungsweise Ausbildung noch für soziale Kontakte.
Viele Mädchen leiden unter der Gewalt ihrer erwachsenen Ehemänner.
Ganz zu schweigen von den gesundheitlichen Gefahren durch Teenager-Schwangerschaften.
Am häufigsten betroffen sind in Deutschland bisher junge Mädchen aus Syrien, dem Irak und Afghanistan, aber auch aus der Türkei und sogar Bulgarien.
Aufhebung der Ehe ist keine Lösung
Die Aufhebung ihrer Ehe ist für sie keine Lösung, wenn sie auch in Deutschland dazu die Möglichkeit hätten.
Und genau dieses wissen die jungen Mädchen. Denn ihnen ist bekannt, welche Gefahr ehrenlosen Mädchen droht.
Sensibilisierung in der jüngeren, männlichen Generation
• Ist es schlimm, wenn deine Schwester abends mal alleine weggeht?
• Ist es okay, wenn sie auch einen Jungen im Freundeskreis hat?
• Kannst du dir vorstellen, dass deine zukünftige Frau einmal selbst Geld verdient?
Doch, wenn wir in Zukunft Kinderehen in Deutschland verhindern wollen, müssen wir bei den Kindern ansetzen.
Um so zu verhindern, dass sie die Vorstellungen von der Rolle der Frau von ihren eigenen Eltern übernehmen.
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