Eigentlich sollte dieser Artikel mein Jubiläumsartikel werden.
Der 500.
Doch dann kam der 2. Juli, der Tag meiner Brustkrebsdiagnose vor sechs Jahren, dazwischen, so dass dieses hier der 501. Artikel ist.
Denn am 30. Juli 2018, vor fast 7 Jahren, habe ich diesen Blog mit gleich 2 Artikeln „6 Tipps, mit Kindern ohne Stress den Tag zu beginnen“ und „miteinander reden“ sowie der Verlinkung zu meinem Gastartikel „5 Bedürfnisse einer Mutter“ gestartet.
Es war ein Aufbruch voller Hoffnung und Unsicherheit:
Würde überhaupt jemand lesen, was ich schreibe?
Würde überhaupt jemand kommentieren?
Würde es jemand kritisieren? Und wenn ja, in welchem Rahmen?
Würde es überhaupt jemanden geben, der sich verstanden fühlt, weil ich laut äußere, was er sonst stumm aushält?
501 Artikel später …
Fünfhundert und ein Artikel später steht mir nicht nur Emotion im Körper
Es ist eine Begegnung geworden:
mit dir, mit mir, mit all den Fragen, die uns alle, die Gesellschaft, in Bewegung halten.
Mit jeder Zeile habe ich nicht nur geschrieben, sondern gespürt.
Nicht nur informiert, sondern verbunden.
Was als Stimme im Innen begann, wurde zu einem Echo im Außen.
Ein leiser Ruf nach Echtheit.
Und eine Antwort aus Resonanz.
Ich habe über Muttersein gesprochen, ohne zu idealisieren.
Über Neurodivergenz, ohne sie zu romantisieren.
Über Schmerz, ohne ihn zu banalisieren.
Und über Hoffnung.
Selbst dann, wenn sie sich nur noch als Flackern zeigte.
Diese Worte waren nie ein Monolog.
Sie waren Brücken.
Und jeder von euch, der sie gegangen ist, war Teil davon.
Danke, dass du da bist.
Danke, dass du geblieben bist.
Aber auch danke, wenn du gegangen bist.
Ich war müde vom Leben und fing an zu schreiben
Ich habe so oft aufhören wollen.
Die Erschöpfung wog schwer.
Haushalt, Erziehungsthemen, Brustkrebs, Inklusion, ADHS, Trauma – Schleifen.
Sie raubten mir all meine Kraft.
Aber immer, wenn ich denken wollte: „Ich kann nicht mehr“, setzten sich meine Finger auf die Tastatur und begannen zu schreiben.
Schreiben war und ist keine Flucht.
Es ist die Hand, die ich mir selbst reichte und immer wieder reiche.
Oft habe ich Artikel geschrieben, während das Chaos in mir tobte.
Habe versucht, Worte zu finden, wo ich bei mehreren Gedanken gleichzeitig noch nicht mal einzelne Worte raushören konnte.
Mein 501. Artikel ist deshalb kein Ausrufezeichen.
Er ist ein Atemzug.
Ein Festhalten.
Ein Feiern.
501 Mal zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Jeder Beitrag hatte zwei Pole:
die Sehnsucht, Klarheit zu schaffen.
Und die Angst, missverstanden zu werden.
Ich habe Sätze verfasst über neurodivergente Strukturen, über Bedürfnisse von Eltern, Trauma – Denken, Gesellschaftsdruck.
Ich habe meine Stimme gefunden zwischen dem Wunsch nach Selbstermächtigung und dem Bedürfnis nach Ruhe.
Ich habe nicht geschrieben, um zu zeigen, dass ich es geschafft habe.
Sondern weil ich zeigen wollte, dass es möglich ist, anders zu sein und gehört zu werden.
501 Artikel später ist nicht mehr die Stimme die Frage.
Sondern das Zuhören.
Dein Zuhören.
Mein Zuhören.
Im Dialog mit dir sein: der Text als Beziehung
Ich könnte niemals erklären, wie leer ich mich fühlen kann, während mein Kopf vor Ideen überquillt.
Aber du hast es gespürt.
Du hast geschrieben: „Das bin ich.“
Mehrfach.
Die besten Texte entstanden nicht im Alleingang, sondern im Austausch:
mit Leser / -innen, die geteilt, kommentiert, gefragt, manchmal widersprochen haben.
Diese 3349 Kommentare waren Fenster in andere Welten.
Und genau das macht diesen 501. Artikel besonders:
er zeigt nicht nur mein Herz, sondern das Teilen deiner Geschichten mit mir.
Widerstand gegen Normen: mit dem ganzen Körper
Du kennst es: den Druck, dich anzupassen.
Wenn du hunderte Artikel mit neurodivergenten Begriffen, wie ADHS, Inklusion oder Bedürfnisorientierung liest, erkennst du Muster.
Doch ich habe nicht gegen all das aus Rebellion geschrieben.
Sondern aus meinem sehnlichsten Wunsch: Verständnis zu kultivieren.
Bekanntermaßen ist Leistung wichtig:
Du darfst mit Fokus schreiben, aber dich auch bei Bedarf erschöpft zurückziehen.
Denn dir die Erlaubnis zu geben, nicht permanent leisten zu müssen, ist eine Revolution.
Leistung darf und soll nicht über dem Menschsein stehen.
Trauma, Muttersein, Rückzug
Ein großer Teil der Artikel drehte sich um Trauma:
wie es leise wirkt,
wie es laut wird,
wie es uns lähmt
oder aber auch
antreibt.
Als Mutter mit ADHS und Trauma habe ich über:
- das Chaos, das Mamaalltag sein kann;
- über das Bedürfnis, Freude zu finden, trotz Erschöpfung;
- über den Wunsch, liebevoll zu führen, ohne die eigenen Grenzen zu ignorieren
geschrieben.
Für viele war das nie „nur Theorie“.
Ihr habt mir geschrieben, dass ihr euch durch meine Worte erkannt habt:
euch nicht mehr als verrückt anseht.
Nicht das Gefühl habt versagt zu haben.
Sondern jetzt sichtbar seid.
Wissenschaft trifft Poesie
Bei Bedarf, und immer dann, wenn es Sinn machte, haben Fakten meine Gefühle verankert.
Ich habe Studien zitiert, Erkenntnisse aus Psychologie eingewebt, strukturelle Hintergründe dargelegt, wie
- Dopamin funktioniert,
- Masking wirkt,
- Trauma Gedächtnis und Nervensystem verändert.
In anderen Passagen habe ich ganz leise Töne angeschlagen.
Weil manche Erkenntnisse nur durch Worte emotional wirken.
Fakten geben Halt.
Poesie macht sie fühlbar.
Danke, dass du beides mit mir gegangen bist.
Bedürfnisorientierung als Haltung
In hunderten Artikeln habe ich geschrieben, dass das, was wir brauchen, keinen Zeitrahmen, keine normative Bewertung, keine Garantien hat.
Bedürfnisorientierung ist kein Wollen, sondern ein Sein!
Sie verlangt Geduld für unsere Kinder, für uns selbst, für andere.
Sie ist mehr als ein theoretisches Konzept.
Sie ist ein Weg.
Du hast daran geglaubt:
als Mutter,
als Partner / -in,
als Mensch, der Verständnis braucht.
Du bist den Weg gegangen.
Und ich bin froh, dass du da bist.
So einfach!
So echt!
Und jetzt? Fünfhundert ist kein Ziel: es ist ein Neubeginn
Wenn ich die Seite schließe, spüre ich:
lag das wirklich alles schon hinter mir?
Oder ist es gerade erst lebendig geworden?
Fünfhundert und ein Artikel zeigen:
ich habe gelernt, mich zu zeigen.
Und du hast gelernt, mich zu spiegeln.
Wir haben gemeinsam etwas geschaffen:
ein digitales Zuhause für Worte, die sonst verklingen würden.
Aber es ist kein Ende.
Es ist ein Willkommen in einem gerade erst wachsenden Ort:
gemeinsames Reflektieren,
gemeinsam Erlaubnis geben,
gemeinsam atmen.
Dankbarkeit, ganz bei dir
Dieser 501. Artikel ist ein Danke.
An dich.
An uns.
Ich weiß, manchmal ist Schreiben kein Ergebnis.
Es ist das Privileg, überhaupt gefragt zu werden.
Und jedes Mal, wenn du dort draußen schreibst, kommentierst, teilst.
Absolut jedes Mal legst du einen Stein in den Weg, auf dem wir weitergehen können.
Danke für dein Ohr,
deinen Blick,
dein Herz.
Danke, dass du bleibst.
Mit all deinen Fragen und Zweifeln,
mit deiner Bereitschaft, dich selbst und uns neu zu denken.
Danke, dass es dich gibt






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