„Das mache ich heute anders, weil ich Mama bin“, ist der Titel einer Blogparade. Ich könnte, so wie ich bin, kurz und knapp mit zwei Worten antworten: mein Leben! Oder aber, so wie ich auch bin, lang und ausführlich!
Denn diese beiden Pole trage ich in mir und stellen mich im Alltag, in meinem Leben, vor ganz schön viele Herausforderungen.

ADHS und Schwangerschaft

Meine Schwangerschaft war, durch die drei vorangegangenen Fehlgeburten, von Angst meinen Sohn zu verlieren und Freude, Mama zu sein und zu bleiben, im Verhältnis 80 : 20 geprägt.
Diese starken Stimmungsveränderungen kamen noch zusätzlich durch eine weitere Rolle, die als Mama, dazu: ich war plötzlich nicht mehr nur für mich alleine verantwortlich. Sondern auch für einen anderen Menschen, der gerade unter meinem Herzen heranwuchs.

Die damit einhergehenden Erwartungen der Gesellschaft, die mit der Rolle als Mama verbunden sind plus die Erwartungen der Gesellschaft, weil ich zwei sozialpädagogische Ausbildungen absolvierte und als Erzieherin im Kindergarten arbeite und dementsprechend ja wisse, wie man ein Kind erzieht bzw. zu erziehen hat, waren und sind es bis heute erdrückend.

ADHS und Stillzeit

Puh, stundenlanges ruhiges Sitzen / Liegen ist eine große Herausforderung für mich als ungeduldiger, impulsiver und bewegungsfreudiger Mensch gewesen. Doch wusste ich, dass es für meinen (das darf jede Mama für sich selbst entscheiden und manchmal gibt es auch keine Alternative) Sohn nichts Besseres. Dieser Gedanke und der Hyperfokus auf meinen Sohn hat es, mehr oder weniger, erträglich gemacht.

ADHS und Mama – Sein

„Jetzt hast du das Kind, was du dir gewünscht hast und bist dennoch nicht glücklich!“

Der Satz saß!

Die Wünsche / Vorstellungen, die ich hatte, wie es als Mama sein würde und die Realität klafften gewaltig auseinander:
Den ganzen Tag sich mit dem eigenen Kind zu beschäftigen erfüllte mich nicht, langweilte und frustrierte mich. Ich wurde immer gereizter. Wusste jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht, warum das so war.
Nicht, dass ich zu diesem Zeitpunkt beim Therapeuten war und mit ihm über mein, für mich nicht nachvollziehbares, Verhalten sprach, verstand ich dieses jedoch erst im Sommer 2024, durch meine Diagnose und die damit verbundene Wissenserweiterung zu ADHS.

Mir fehlte und fehlt bis heute die Geduld und die Ruhe – doch bin ich deshalb eine schlechte Mutter?

ADHS und Mama – Sein in der Gesellschaft

Du möchtest ein Kind: „Karriere brauchst du nicht, das Kind macht dich glücklich!“
Du möchtest kinderlos bleiben: „Du änderst bestimmt noch deine Meinung!“

Du hattest eine Fehlgeburt: „Für irgendwas war sie gut! Versuch es einfach nochmal“
Du hast dein Baby abgetrieben: „Du bist eine Mörderin! Kannst du nicht verhüten!?!“

Du bist schwanger: „Jammer mal nicht so rum, in 9 Monaten ist alles vorbei!“
Du hast gerade entbunden: „So schmerzhaft kann das gar nicht sein. Millionen anderer Frauen haben das auch schon überstanden!“

Dein Kind schläft im Familienbett: „Hast du keine Angst, dass du dich drauflegst?“
Dein Kind schläft im eigenen Zimmer: „Dein Kind braucht deine Nähe!“

Du stillst: „Das ist das Beste für dein Kind – du wirst ja wohl nicht drüber nachdenken, die Flasche zu geben!“
Du gibst die Flasche: „Warum stillst du nicht? Das ist das Beste fürs Kind!“

Dein Kind geht in die Krippe: „Wofür hast du ein Kind bekommen, wenn du es so früh abgibst?“
Dein Kind geht in den Kindergarten: „Aber hoffentlich nur die obligatorischen 6h!“

Du gehst einem Hobby nach: „Wieso kümmerst du dich nicht um dein Kind?“
Du gehst keinem Hobby nach: „Du musst auch mal was für dich tun!“

Du bist unglücklich als Mama: „Du bist Mama, also hast du glücklich zu sein!“

ADHS und die Erwartungen der Gesellschaft

  • Probleme beim Lenken der Aufmerksamkeit,
  • Hyperaktivität,
  • Impulsivität,
  • Schwierigkeiten mit der Emotionsregulation,
  • Reizfilterschwäche,
  • Wahrnehmungsverzögerung,
  • und vielleicht noch Vieles mehr

bringen Frauen mit, welche ADHS haben. Jede in ihrer individuellen Ausprägung.

Und jetzt, liebe Leserin, lieber Leser,

stell dir einmal kurz vor, dass du dieses deinem Kind beibringen solltest. Denn schließlich erwartet das die Gesellschaft ja von dir als Frau!

Aber wie?
Wenn du doch selber nicht weißt, wie es funktionieren soll?

Die Erwartungen der Gesellschaft fühlen sich für Mütter mit ADHS, und besonders für die, die noch nicht diagnostiziert sind und dementsprechend gar nicht wissen, warum sie so handeln / reagieren / fühlen, an, als würden sie an einem steilen Berg mit einem überdimensional großen Stein vor sich stehen und den Druck, diesen nicht mehr halten, sondern von diesem überrollt zu werden, spüren.

Liebe Mama,

ich habe dieses gespürt, bin an dem Druck zerbrochen.

Bitte sprich offen über deine Gefühle!
Nur, weil Du Mama bist, musst du nicht glücklich sein!

Es gibt jedoch Alternativen, wieder einen Funken an einem Lächeln in dein Gesicht zu zaubern!

Glaub an dich!


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5 Antworten zu „ADHS und Mama – Sein”.

  1. […] ADHS als Mutter zu haben heißt, ständig mit zwei Dingen zu kämpfen: […]

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  2. […] lieben spontane Mütter. Aber ADHS-Mütter brauchen oft Struktur, um überhaupt im Moment sein zu können.Spontanität wird schnell zum […]

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  3. […] tun Mütter nicht alles, damit ihre Kinder glücklich […]

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  4. […] „ADHS bei Frauen – Welches Wissen braucht die Gesellschaft in Bezug auf eine zu spät bzw. gar nicht gestellte Diagnose, die Begleitung sowohl der eigenen als auch der Bedürfnisse der eigenen Kinder und der Intimität bei Frauen, um empathisch sein zu können?“ […]

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