Fragst du dein Kind auch täglich, wie es im Kindergarten war und was es dort gespielt hat? Und mit wem?
Und die Antwort deines Kindes lautet?
Nein, lass mich raten: dein Kind antwortet mit „gut“.
Und damit ist das Gespräch beendet, oder?
Doch warum?
Deine Frage
Deine Frage war: „Wie war es heute im Kindergarten?“
Die Antwortet deines Kindes: „gut“
Dein Kind hat also deine Frage beantwortet.
Du wolltest wahrscheinlich wissen, was dein Kind gemacht hast, oder?
Warum hast du dein Kind nicht genau das gefragt?
Dein Kind, wie jeder andere Mensch auch, kann ja nicht erahnen oder riechen, was du denkst geschweige denn, was du meinst.
Und genau so entstehen Missverständnisse.
Damit du jedoch jetzt am nächsten Tag, wenn du dein Kind aus dem Kindergarten holst, nicht dieselbe Antwort erhältst, bedarf es erstmal zwei Erklärungen:
Der Kindergarten ist eine eigene Welt
Dein Kind lebt in drei Welten:
Phantasiewelt
Die Phantasiewelt, ist die Welt in der sich dein Kind zurückziehen kann, in der es Selbstgespräche führen und mit seinem Spielzeug spielen kann. Dort verarbeitet dein Kind seinen Tag, die Übergänge, die erlebten Situationen, seine Gefühle.
Zu Hause
Sein / euer Zuhause ist die zweite Welt.
Da lebt ihr.
Da erlebt dein Kind seinen Alltag, sich selbst, seine Gefühle, seine Mitwelt.
Der Kindergarten
Der Kindergarten ist die dritte Welt.
Für dein Kind ist das eine für ihn eigene Welt.
Eine Welt, über die dein Kind nicht viel erzählen möchte.
Dein Kind möchte sie erleben.
Frage das, was du wissen möchtest
Frage das, was du wissen möchtest.
Und zwar genau so, wie du es meinst.
Stelle deine Frage auch so, dass dein Kind keine Möglichkeit hat, nur mit ja oder nein zu antworten.
Denn dann ist das Gespräch direkt beendet.
Aber die Erfahrung hast du ja bereits gemacht – sonst würdest du ja auch diesen Artikel nicht lesen bzw. nicht bis hier her.
Nehmen wir doch mal ein simples Beispiel:
Deine Freundin fragt dich wie es dir geht?
Was antwortest du?
Richtig!
Du antwortest mit „gut“!
In der Regel ist damit das Gespräch beendet.
Deine Freundin hat zwar eine Antwort auf ihre Frage erhalten, jedoch keine, die sie weiterbringt.
Denn im Endeffekt weiß sie immer noch nicht wie es dir geht.
Nun aber zurück zu deinem Kind.
Dein Kind kommt also aus dem Kindergarten nach Hause und du möchtest wissen, was es dort gemacht hat?
Dann habe ich jetzt im nachfolgendem einige Fragebeispiele für dich zusammengeschrieben:
• Mit wem hast du heute gespielt?
• Was hast du gemalt?
• Was gab es heute zum Essen?
• Welche Erzieherin war heute blöd? Und warum?
• Wann hast du heute gelacht?
• Über wen oder was hast du dich heute geärgert?
• Gab es heute etwas, was du gerne getan hättest, dich jedoch nicht getraut hast?
• War ein Kind heute frech?
• Warst du heute stolz auf dich?
Ich würde mich sehr freuen, wenn du diese Liste in den Kommentaren mit deinen Erfahrungen ergänzen würdest
Das kenne ich gut 🙂
„War’s schön im Kindergarten?“ – „Ja.“.
„Was habt ihr in der Schule gemacht?“ – ‚Nichts.“
So kommt man tatsächlich nicht an die gewünschten Informationen… Ich frage daher, wenn überhaupt, nur bei konkreten Dingen nach, z.B. gab es heute wieder Streit mit xy, habt ihr wieder Fußball gespielt, wart ihr draussen obwohl es so windig war, war es heute wieder so laut in der Klasse, hast du was neues in Englisch gelernt, ect. „War es schön“ frage ich nur, wenn ich einen allgemeinen Check machen will, ob etwas gewesen ist, worüber meine Kids sprechen wollen. Generell frage ich nicht so viel nach, vor allem nicht gleich Mittags, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, fände ich es auch lästig, wenn mein Mann gleich ankäme mit „Und, wie war’s? War deine Kollegin heute wieder doof? Gab es ein Gespräch mit dem Chef? Mit wem hast du heut so telefoniert, ect….?“ Das fände ich sehr aufdringlich, und ich vermute, unseren Kindern geht es ähnlich, wenn wir sie ausfragen. Ich erzähle daher eher, wie mein Tag so ohne die Kinder gewesen ist, und ob etwas spannendes/seltsames/lustiges passiert ist. Wenn meine Kids dann auch etwas erzählen, gut, wenn nicht, ist halt nichts erwähnenswertes passiert. Das heißt nicht, dass ich mich nicht für das Leben meiner Kinder interessiere. Ich akzeptiere einfach, dass es im Leben meiner Kinder eine Zeit gibt, nämlich am Vormittag, wo sie außer Haus Dinge mit anderen Menschen erleben, und denen ich keinen Anteil habe. Ich gehöre nicht in diese Zeit, so wie meine Kids nicht in meine Arbeitswelt gehören. Ich muss gar nicht genau wissen, was sie in der Zeit gemacht haben, so wie ich auch keinen Rapport aus dem Büro abliefere. Sie können erzählen, müssen aber nicht. Aber ich denke, je mehr man von sich erzählt, umso mehr bekommt man im Austausch dafür zurück.
LikeGefällt 1 Person