- Magst Du uns etwas zu Deiner familiären Situation erzählen?
Wir sind zu viert in der Familie. Wie haben einen Jungen und eine Tochter. Unsere Tochter ist 4 Jahre und unser Sohn ist 7 Jahre Wir wohnen in Bayern, direkt auf dem Land. Mein Mann ist 44 Jahre alt und ich bin 42 Jahre. Er kommt aus Mönchengladbach. Seine Eltern sind Kroaten; er ist aber hier in Deutschland aufgewachsen. Ich komme aus Chile.
- Welche Sprachen sprecht ihr in eurer Familie?
Kroatisch, Spanisch und Deutsch
- Welche Sprache ist bei euch Muttersprache?
Kroatisch und Deutsch: Papa
Spanisch. Mama
- In welchen Alter es Kindes habt ihr angefangen die Sprachen zu sprechen?
Von Geburt an
- Spricht jeder ausschließlich seine Muttersprache mit dem Kind oder vermischt ihr die Sprachen? In welcher Sprache antwortet das Kind?
Das ist eine sehr wichtige Frage.
Wir sprechen ausschließlich unsere Muttersprache mit unseren Kindern, d.h. Papa spricht kroatisch und Mama spricht spanisch mit den Kindern, mit den Freunden sprechen die Kinder deutsch. Und die Kinder, weil sie die ganze Begleitung von Anfang an sehr gut bekommen haben, weil ich Expertin für mehrsprachige Erziehung bin, sprechen auch ausschließlich mit der Mutter spanisch und mit dem Papa kroatisch.
- Versteht ihr beiden Elternteile die Muttersprache des Anderen?
Ich lerne kroatisch und mein Mann kann spanisch, nicht so gut. Aber er soll weiter lernen und ich soll auch weiter lernen, damit es funktioniert.
- Wie laufen emotionale (Streit) Gespräche ab?
Wir streiten auf Deutsch.
- Wie verbalisiert ihr eure Gefühle?
Wir verbalisieren unsere Gefühle in der Sprache, die wir beide kennen. Mein Mann ist Kroate, aber ist hier geboren und aufgewachsen, d.h. er spricht grundsätzlich deutsch. Er hat mit seinen Eltern kroatisch gesprochen und jetzt mit den Kindern. Er kann sich in Spanisch auch ausdrücken. In der Anfangsphase habe ich meine Gefühle auf Deutsch verbalisiert, weil er sie sonst nicht verstanden hätte. Vor allem, wenn es komplex wurde. Mittlerweile, weil er mehr Spanisch lernen möchte und das ist auch eine Voraussetzung, dass die mehrsprachige Erziehung erfolgreich beigebracht wird, kann ich meine Gefühle auf Spanisch verbalisieren.
- Welche Vor- bzw. Nachteile siehst Du in der Zweisprachigkeit?
Es gibt keine Nachteile.
Nur Vorteile: die Kinder sind offen. Du siehst, dass die Kinder problemlos in den Ländern unterwegs sind, fühlen sich dort wie zu Hause und bringen anderen Kindern die Sprachen bei. Sie sind selbstbewusst.
Ihre Aufmerksamkeit wird gefördert, da sie sich auf die jeweilige Sprache konzentrieren und Wörter nicht ersetzen, sondern genau überlegen: sie reden nicht irgendwas, auch vermischen sie die Sprachen nicht.
- Habt ihr Bücher (speziell Kinderbücher) in verschiedenen Sprachen? Wenn ja, warum und in welchen Sprachen?
Ja, in Kroatisch, Spanisch und Deutsch
- Welches waren die ersten Worte eurer Kinder? Wie alt waren eure Kinder? Und auf welcher Sprache waren diese?
Das ist schön, dass du das fragst. Ich kann es nicht vergessen.
Bei meinem Sohn war es erst Mama und Papa und dann das Wort Wasser. Am ersten Tag hat er es auf Spanisch gesagt, am zweiten Tag auf Kroatisch und am dritten Tag auf Deutsch.
Die Tochter hat neben Mama, Papa und Wasser Milch als erstes gesagt.
Sie haben mit 1,5 Jahre angefangen alle drei Sprachen zu sprechen.
- In welcher Sprache sprechen eure Kinder in emotionalen Momenten?
In der jeweiligen Sprache von Mama oder Papa und auch viel in deutsch
- In welcher Sprache sprechen eure Kinder mit seinen Freunden?
Auf deutsch
- Lernt euer Kind beide Sprachen in demselben Tempo? Oder besitzt dein Kind in einer Sprache einen größeren Wortschatz? Was meinst Du voran das liegt?
Meine Kinder bekommen eine Begleitung in dieser mehrsprachigen Erziehung, d.h. sie sollen so gut wie möglich alle Wörter in allen Sprachen beherrschen. Aber es ergibt sich nicht immer so, weil es in einem bestimmten Moment sie mehr mit deutsch, spanisch oder wenn wir im Urlaub sind in Kroatien mehr mit kroatisch zu tun haben. Es ist nicht immer gleich. Wir versuchen das alles gleich ist. Eine Balance haben wir sowieso. Aber es gibt natürlich immer ein Wort, dass wir beibringen sollen. Es gibt einige Wörter, die sie schneller oder besser auf Kroatisch, deutsch oder Spanisch lernen. Es gibt keine dominante Sprache.
- Gibt es bestimmte Situationen (Streit, Einkaufen, kuscheln, …), die ihr mit den Sprachen verbindet und ausschließlich die Sprache sprecht?
Wir verbinden die Sprachen mit einer Bezugsperson, nicht mit einer Situation. Wir haben mit unseren Kindern bestimmte Routinen in Situationen. Die Sprache ist abhängig von der Bezugsperson, d.h. wenn ich meinen Kindern abends ein Buch vorlese, dann in spanisch.
- Welche Tipps würdest Du aus eigener Erfahrung Familien mitgeben, die unterschiedliche Muttersprachen haben?
Da ich Expertin für mehrsprachige Erziehung bin, eine eigene Methode entwickelt habe und dieses auch in Online Beratungen, Webinare und Coachings weitergebe, ist es mir wichtig, dass die Familien sich
klare, realistische Ziele setzen!
Es geht um eine Sprache permanent sprechen zu können, sich ausdrücken und sich mit dieser identifizieren zu können und diese mit einer Bezugsperson in Verbindung zu bringen.
Die Kinder lernen sehr schnell, welche Sprache sie mit welchem Elternteil sprechen, wer also der Empfänger der Botschaft ist.
Natalia Pérez González ist Referentin für Mehrsprachigkeit, Sprachberaterin und Elternbegleiterin. Ursprünglich kommt sie aus Chile und lebt seit 18 Jahren in Deutschland.
Sie bietet weltweit Workshops, Vorträge und individuelle Beratung an. Dieses richtet sich an mehrsprachige Familien oder Einrichtungen, die mit Kindern oder Erwachsenen arbeiten.
Leider ergibt sich eine Zweisprachigkeit nicht automatisch und die Fragen, Ängste und Aspekte, die man berücksichtigen muss, sind unendlich und eine Tiefe ist nötig.
Sie liebt ihren Beruf, weil das Angebot unterschiedlich und vielfältig ist.
Webseite: https://multilingual-way.com/
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