1. Magst Du uns etwas zu Deiner familiären Situation erzählen (Familienmitglieder, Alter)?
Ich wohne mit meinem 2.Mann und 2 Kindern im Münchner Osten. Wir sind eine Patchworkfamilie. Der Vater der Kinder und ich sind geschieden, die Kinder sind aber regelmäßig bei ihrem Vater. Mein neuer Mann hat die Kinder von Beginn an wie seine eigenen aufgenommen. (Mehr möchte ich zu meinen Kindern nicht sagen, da ich sie ganz bewusst komplett aus der Öffentlichkeit heraushalte. )
2. Wie oft kommst Du an Deine eigenen Grenzen?
Ich denke, dass unsere Grenzen nur in unserem Kopf sind. Wenn wir denken „ich kann nicht mehr“ dann sind wir bei max. 80% unserer Leistungsfähigkeit angekommen. Klar kann man sich gehen lassen und herumschreien oder toben oder apathisch auf der Couch sitzen. Aber dann übernimmt man keine Verantwortung für sein Leben in meinen Augen. Denn dann lasse ich es zu, dass andere über mich und mein Leben bestimmen. Daher komme ich mittlerweile nicht mehr an meine Grenzen, denn ich setze mir meine Grenzen selber. Und wenn andere mich dazu bringen, mich schlecht zu fühlen, egal in welcher Weise dann schaue ich erstmal bei mir, warum ich das zulasse und was ich dagegen tun kann. Ich bin raus aus der Opferrolle!
3. Welche Stärken hast Du?
Meine Stärken ist mein absoluter Optimismus was das Leben angeht. Du kannst alles schaffen, was du dir wirklich vornimmst. Das vermittle ich auch meinen Kindern. Ich kann anderen in wenigen Sätzen helfen, ihr Leben, ihre Situation aus anderen Augen zu sehen und damit neu zu betrachten.
4. Welche Stärken haben Deine Kinder?
Meine großer Tochter hat einen Ehrgeiz, den ich sehr bewundere. Wenn sie etwas wirklich will, kann sie alles! Sie hat sich binnen kürzester Zeit selber zb Kopf- und Handstand beigebracht – weil sie es können wollte. Meine jüngere Tochter weiß genau was sie will und läßt sich von keinen Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen. Das irritiert sie nichteinmal. Ihre Stärke ist ihre Klarheit und das Leben im hier und jetzt.
5. Kannst Du die Momente / Situationen beschreiben als Du gemerkt hast, dass sich Dein Kind in der Pubertät befindet?
Es begann damit, dass sie sich im Bad eingesperrt hat, sich nicht mehr unbekleidet zeigen wollte, sich in ihr Zimmer zurückgezogen hat und ihre Gefühle Achterbahn gefahren sind.
6. Die Pubertät ist ein weiterer Schritt in der Entwicklung Deines Kindes, ein weiterer Schritt in die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit – wie geht es Dir damit?
Pubertät und Selbstständigkeit gehören zusammen. Kinder müssen sich von der Kernfamilie abwenden um den Genen entsprechend Paarungspartner ausserhalb der Familie zu finden. Dazu müssen sie sich von der Familie lösen. Ich empfinde es als wichtigen und notwendigen Schritt zum Erwachsenwerden. Wir Eltern sollten unsere Kinder dabei unterstützen statt sie zu hindern.
7. „Die Pubertät: Die Zeit, in der Eltern anfangen schwierig zu werden“ – wie hat sich das Verhältnis von Dir und Deinen Kindern zueinander verändert?
Wir reden viel miteinandern. Ich zeige meiner Tochter, dass ich sie verstehe und lasse sie in Ruhe wenn sie das braucht. Klar nervt es mich auch manchmal, dass sie zickig und launisch ist und ja wir streiten uns auch ab und an deswegen. Aber ich denke aufgrund meiner täglichen Berührung mit dem Thema kann ich gelassener und entspannter reagieren als Eltern, die davon überrumpelt werden.
8. „Nimm mich in den Arm – aber bitte lasse mir meine Freiheiten!“ – Wie meisterst Du diese Herausforderung als Mama?
Ganz einfach: In den Arm nehmen wenn das gewünscht ist und frei lassen wenn sie es brauchen. Die Pubertät ist für uns Eltern viel schlimmer als für unsere Kinder!
9. „Das Gehirn eines Heranwachsenden befindet sich in einer Baustelle – sie können weder Konsequenzen abwägen noch Prioritäten setzen“ – Wie beurteilst du diesen Satz?
Die kindlichen Gehirne unterliegen großen Umbaumaßnahmen. Der Teil des Gehirns der für logisches und rationales Denken zuständig ist, befindet sich lange Zeit im Winterschlaf. Das müssen wir Eltern wissen, wenn unsere Kinder wieder einmal Dinge tun, die wir absolut nicht nachvollziehen können. Teenager sind ihren Gefühlen hilflos ausgeliefert, da der Teil der hier regulierend eingreift, nicht wach ist. Hier rate ich allen Eltern zu mehr Verständnis. Kinder machen den Mist nicht um uns Eltern zu ärgern! Kindern machen das, weil sie es in dem Moment für richtig ansehen. Vergleichbar mit einem Vokabeltest, bei dem man permanent das falsche Wort nimmt, es aber für das richtige Wort hält. Ganz einfach weil man nicht weiß, dass es falsch ist.
10. Gab es eine Situation, in der Du Dich aus Deiner Sicht „bescheuert“ gegenüber Deinem Kind verhalten hast? Welche war es? Und wie hast Du sie gelöst?
Klar gab und gibt es die! Wir Eltern sind nicht perfekt. Wenn ich selber genervt bin und emotional nicht so stabil bin, weil ich zb einen miesen Tag hatte, dann werde ich auch mal ungerecht oder laut meinen Kindern gegenüber. Aber ich bin der Erwachsene und ich gehe dann auch hin, entschuldige mich bei ihnen und erkläre ihnen, dass auch Erwachsene manchmal doof reagieren.
11. Setzt du Deinem Kind Grenzen? -Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?
Meine Kinder haben wenige Grenzen aber die sind ganz klar. Und sie kennen diese Grenzen auch ganz genau. Ich halte nicht viel von 100 Regel sondern gebe meinen Kindern den Raum, sich auszuprobieren. Aber es gibt klare Linien, die nicht überschritten werden. Z.B. wissen sie, dass ich Lügen nicht toleriere. Daher überlegen sie sich schon, ob sie mich anlügen oder lieber gleich sagen was Sache ist. Ebenso ist eine klare Grenze, dass wir keine Tiere aus Spaß töten. Egal ob Spinne oder Schnecke – ich erwarte Respekt vor jedem Lebewesen und nicht nur vor denen, die wir süß finden.
12. Welche täglichen Konflikte stellen in eurem Familienleben eine Herausforderung dar?
Eigentlich keine. Wir reden über vieles und haben momentan noch keine wiederkehrenden Konflikte. Wir sind alle etwas unordentlich, was meinen Mann teilweise sehr nervt. Aber daran arbeiten wir alle…
13. Gibt es besondere Situationen, in denen Du über Deine eigene Grenze drüber weg gehst? Ja klar wenn es die Umstände erfordern und es nicht anders geht, denke ich schon darüber nach. Aber bisher kam das eigentlich nicht vor. Allerdings würde ich um meine Kinder zu schützen viele Grenzen übergehen!
14. Gibt es besondere Situationen, in denen Deine Kinder über Deine eigenen Grenzen drüber weg gehen?
Nein bisher nicht
15. Gibt es Rituale / Regeln, die Dir in euerm Familienleben besonders wichtig sind?
Wir haben ein Ritual und daran wird so gut es geht nicht gerüttelt: Es gibt eine gemeinsame Mahlzeit am Tag. Ich lege großen Wert darauf, dass die Familie unter der Woche abends um am Wochenende morgens oder abends gemeinsam am Tisch sitzt. Hier finden die besten Gespräche statt, man tauscht sich aus. Dazu gehört, dass Handys am Tisch tabu sind und der Fokus auf uns liegt.
16. Wie hat sich die Beziehung von euch als Elternpaar verändert? Der Vater der Kinder und ich haben uns vor 4 Jahren getrennt. Mein neuer Mann hat keine Kinder, hat aber die Kinder vom ersten Tag an angenommen. Die Kinder lieben ihn und respektieren ihn als Familienmitglied. Als meine erste Tochter auf der Welt war, hat sich die Beziehung zu dem Kindsvater damals sehr verändert. Wir hatten über das Elternsein hinaus keine Zeit mehr für uns genommen, für die Beziehung.
17. Wie verbringt ihr eure gemeinsame Zeit als Familie?
Wir fahren viel in die Berge, gehen wandern, gehen baden, frühstücken am Wochenende ausgiebig oder machen Spieleabende.
18. Gibt es etwas, was Du nur für dich tust? Wenn ja, was ist es? Wenn nein, warum nicht?
Ich finde es sehr wichtig, dass wir Eltern uns nicht nur über die Elternrolle definieren. Ich bin mehr als nur Mutter. Ich habe mich nach der Trennung als ich noch alleinerziehend war, selbständig gemacht. Ich habe angefangen meinen Traum zu leben und wenn man das wirklich will, geht das auch! Ich mache morgens Sport für mich alleine, ich lese viel und treffe mich regelmäßig mit meinen Freundinnen ohne Mann und Kind. Nur so funktioniert das auch sonst fühle ich mich nicht wohl und das merken alle anderen dann auch.
19. Welche Tipps würdest Du aus eigener Erfahrung Müttern mit Heranwachsenden mitgeben?
Lasst los! Fangt an, eure Kinder nicht mehr von oben herab zu sehen sondern kommt auf Augenhöhe und fangt an von Erziehung zu Beziehung zu wechseln. Dein Kind bleibt immer dein Kind aber es braucht nun seinen Freiraum und den erkämpft es sich. Egal wie sehr du klammerst. Daher lass los…
Mein Name ist Kira Liebmann. Mit den „Pubertät-Überlebens-Trainings“ helfe ich Familien, die Pubertät ihrer Kinder zu überstehen, ohne dabei wahnsinnig zu werden. Eltern erhalten den Stolz und die Freude am Erwachsenwerden ihrer Kinder zurück. Teenager erfahren, wie sie schon in jungen Jahren ein selbstbestimmtes Leben ihrer Wahl führen können. Unternehmen sind zunehmend mit Nachwuchsmangel und zu wenigen Fachkräften geplagt. Doch wer nicht umdenkt und versucht, die kommende Generation zu verstehen, die Trends zu sehen und die Entwicklung mitzugehen, der wird sich wohl auch weiterhin schwertun, junge Menschen für sein Unternehmen zu begeistern. Was braucht es eigentlich, um junge Menschen zu begeistern? Warum sagt man, dass die „heute Generation“ so anders ist? Was kann ich als Unternehmen tun, um meine Fach- und Führungsreihen wieder zu füllen oder zu halten?
MEINE VISION Ich möchte in den Familien diejenige sein, die Kindern und Jugendlichen den Rücken stärkt, sie schützt und vorallem den Eltern all das sagt, was die Kinder gerne sagen möchten aber noch nicht können! Ich bin die liebevolle aber ehrliche Stimme in den Familien, die die Teenager dabei unterstützt erwachsen zu werden und den Eltern hilft, ihre Kinder aufs Leben vorzubereiten.
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