Heute ist der 1. Juni.
Heute ist der internationale Kindertag.
Ein Tag, der an die Rechte und Bedürfnisse von Kindern erinnern soll.
In Deutschland wird dieser Tag oft mit bunten Aktionen, Festen und freundlichen Worten begangen.
Doch während Luftballons steigen und Kinderlieder erklingen, bleibt eine unbequeme Realität häufig unberührt:
Die Lebenswirklichkeit vieler Kinder in Deutschland ist weit entfernt von Chancengleichheit, Sicherheit und Anerkennung.
Wenn wir also wirklich hinschauen, wird deutlich:
Der Kindertag ist nicht nur ein Anlass zum Feiern.
Er ist ein Weckruf!
Ein Aufruf,
genau hinzusehen, Missstände klar zu benennen und endlich konsequent zu handeln.
Denn Kinder sind keine Randgruppe.
Sie sind unsere Gegenwart und Zukunft.
Und genau so sollten wir sie behandeln.
Kinderarmut: das verdrängte Problem in einem reichen Land
Deutschland gehört zu den wohlhabendsten Ländern der Welt!
Und doch wächst jedes fünfte Kind hier in Armut auf!
Das sind über 2,8 Millionen Kinder, für die warme Mahlzeiten, passende Kleidung oder eine eigene Schultasche keine Selbstverständlichkeit sind.
Kinderarmut bedeutet mehr als fehlendes Geld.
Sie bedeutet Ausschluss
- vom sozialen Leben,
- von Bildungs- und Freizeitangeboten,
- von gesunder Entwicklung.
Und sie ist kein individuelles Schicksal, sondern das Ergebnis politischer Entscheidungen und struktureller Ungleichheit.
Die geplante Kindergrundsicherung, längst überfällig, ist aktuell ein zähes, politisches Ringen.
Währenddessen bleibt das Existenzminimum für viele Familien eine theoretische Zahl, die kaum mit der Realität mithalten kann.
Der Kindertag darf kein Feigenblatt sein, während Millionen Kinder real im Abseits stehen.
Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit: schöne Worte, zu selten Realität
Die Schule sollte ein Ort sein, an dem alle Kinder unabhängig von Herkunft, Einkommen oder Unterstützungsbedarf dieselben Chancen haben.
Doch das Gegenteil ist der Fall:
In kaum einem anderen OECD-Land ist der Bildungserfolg so stark an die soziale Herkunft gekoppelt wie in Deutschland.
Kinder mit Migrationsgeschichte, mit Armutserfahrung oder mit sonderpädagogischem Förderbedarf sind überproportional benachteiligt.
Der Zugang zu frühkindlicher Bildung ist regional und sozial extrem unterschiedlich.
Kita-Plätze fehlen, und selbst wenn sie da sind, ist die Qualität längst nicht überall kindgerecht.
In strukturschwachen Gegenden wird Bildung zur Glückssache.
Was fehlt, ist ein flächendeckender politischer Wille, diese Schieflagen endlich zu korrigieren.
Lippenbekenntnisse gibt es genug.
Aber Kinder brauchen keine PR!
Sie brauchen Gerechtigkeit!
Inklusion und Neurodivergenz: der lange Weg zur echten Teilhabe
Inklusion ist Menschenrecht!
Seit 2009 ist die UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland geltendes Recht.
Doch in der Praxis wird dieses Recht immer wieder gebrochen:
- Schulen sind überfordert,
- multiprofessionelle Teams Mangelware,
- Barrierefreiheit selten Realität.
Besonders Kinder mit neurodivergenten Bedürfnissen, etwa mit Autismus, ADHS, Dyspraxie oder Hochsensibilität, fallen durch Raster, die nie für sie gemacht wurden.
Sie gelten als „schwierig“, „verhaltensauffällig“ oder „nicht gruppenfähig“, statt als Kinder mit besonderen Perspektiven und Potenzialen.
Viele Erzieher/innen und Lehrer/innen kämpfen engagiert für inklusive Ansätze, doch ohne systemische Unterstützung, echte Fortbildung, Gelder für Kinderbücher zum Thema Inklusion und entlastende Strukturen bleiben sie oft auf sich allein gestellt.
Es braucht eine radikale Neujustierung unseres Bildungssystems:
Weg von der Defizitorientierung, hin zur Potenzialentfaltung.
Neurodivergenz darf nicht pathologisiert werden.
Sie ist Teil der Vielfalt unserer Gesellschaft!
Der gesellschaftliche und politische Stellenwert von Kindern: ein realer Blick
Kinder werden in Deutschland gern idealisiert:
solange sie stillsitzen, lächeln und „funktionieren“.
Doch politisch haben sie keine Stimme, keine Lobby und oft kein Gehör!
Ihre Bedürfnisse werden regelmäßig hinter Haushaltsdebatten, Wirtschaftsinteressen oder populistische Rhetorik gestellt.
Ob in der Corona-Pandemie, bei Haushaltskürzungen oder in der Klimapolitik:
die Perspektiven von Kindern kommen oft zuletzt oder gar nicht vor.
Kindgerechte Räume, sichere Schulwege, gesunde Ernährung, psychische Gesundheit – all das wird diskutiert, aber selten systematisch umgesetzt.
Es ist ein gesellschaftliches Paradox:
Wir sprechen vom „Wohl des Kindes“ und handeln gleichzeitig an den Bedürfnissen der Kinder vorbei.
Das muss sich ändern!
Und zwar grundlegend.
Kindertag als Aufruf zur Ehrlichkeit und Veränderung
Der Kindertag 2025 sollte uns nicht nur daran erinnern, dass Kinder nicht nur das Fundament unserer Gesellschaft und „unsere Zukunft“ sind.
Er sollte uns zwingen, uns ehrlich einzugestehen, wie wir mit ihnen in der Gegenwart umgehen.
Ein Land, das Kinderrechte ernst nimmt, investiert nicht nur in Bildung, sondern auch in soziale Gerechtigkeit, in Teilhabe, in Anerkennung von Vielfalt!
Auch und gerade dann, wenn sie unbequem ist.
Es ist an der Zeit, Kinder nicht länger als Objekte der Fürsorge zu behandeln, sondern als vollwertige Subjekte mit Rechten, Meinungen und Bedürfnissen.
Kinder brauchen keine Symbolpolitik.
Sie brauchen Gerechtigkeit, Teilhabe und Respekt.
Jeden Tag.
Nicht nur am 1. Juni!






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