Am 9. Mai 2025 ist Margot Friedländer im Alter von 103 Jahren in Berlin verstorben.
Sie war eine der letzten lebenden Holocaust-Überlebenden und eine unermüdliche Zeitzeugin,
die sich zeitlebens für Erinnerung,
Versöhnung und Menschlichkeit einsetzte.
Ein Leben zwischen Verlust und Hoffnung
Geboren am 5. November 1921 in Berlin, wuchs Margot Friedländer in einer jüdischen Familie auf.
Während des Nationalsozialismus verlor sie ihre Mutter und ihren Bruder, die 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet wurden.
Die letzten Worte ihrer Mutter an sie lauteten:
„Versuche, dein Leben zu machen.“
Dieser Satz wurde für Margot Friedländer zum inneren Leitsatz.
Eine Aufforderung zum Überleben, zur Selbstbehauptung und zum Weitertragen der Erinnerung.
Margot selbst überlebte das Konzentrationslager Theresienstadt.
Nach dem Krieg emigrierte sie in die USA, wo sie 57 Jahre lebte.
Erst 2003 kehrte sie erstmals nach Berlin zurück und ließ sich 2010 dauerhaft in ihrer Heimatstadt nieder,
um als Zeitzeugin über die Verbrechen des Nationalsozialismus aufzuklären.
Engagement für Erinnerung und Aufklärung
Margot Friedländer besuchte bis ins hohe Alter Schulen und Bildungseinrichtungen, um ihre Geschichte zu teilen und junge Menschen für die Gefahren von Antisemitismus und Rassismus zu sensibilisieren.
Oft appellierte sie an ihre Zuhörerschaft:
„Seid Menschen. Seid vernünftig.“
Ein schlichter, aber kraftvoller Aufruf, dem Hass mit Menschlichkeit zu begegnen.
Gerade heute aktueller denn je.
Sie betonte stets die Bedeutung von Toleranz und gegenseitigem Respekt.
Eine Haltung, die sie auch durch ihre unzähligen Gespräche mit Jugendlichen vermittelte.
Für ihr Engagement wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande (2011),
dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (2023) und
der Berliner Ehrenbürgerwürde (2018).
Eine Botschaft der Verbundenheit
Ein weiteres zentrales Zitat von Margot Friedländer, das ihr Wirken auf den Punkt bringt:
„Schaut nicht auf das, was euch trennt. Schaut auf das, was euch verbindet.“
Diese Worte spiegeln ihre unermüdliche Bemühung wider, Brücken zu bauen:
zwischen Menschen, Generationen und Kulturen.
Ihr Leben stand im Zeichen der Versöhnung:
Statt in Bitterkeit zu verharren, entschied sie sich, ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen.
Mit dem Ziel, aus der Geschichte zu lernen und die Gegenwart zu gestalten.
Ein bleibendes Vermächtnis
Margot Friedländer hinterlässt ein bedeutendes Vermächtnis.
Ihre Autobiografie „Versuche, dein Leben zu machen“ und der nach ihr benannte Margot-Friedländer-Preis für Schülerprojekte zur Holocaust-Erinnerung tragen dazu bei, dass ihre Botschaften weiterleben.
Sie hat uns gezeigt, dass Erinnern keine Pflicht, sondern Verantwortung ist
und dass wir dieser Verantwortung nicht mit Angst, sondern mit Offenheit begegnen müssen.
Margot Friedländer hat uns erinnert:
Die Menschlichkeit darf niemals verloren gehen.
Auch (oder gerade) dann nicht, wenn die Welt sich erneut zu spalten droht.
Möge ihr Leben, ihr Mut und ihre Worte in uns weiter leben und uns weiterhin begleiten.






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