Im Juli ist der Disability Pride Month!

Doch worauf soll ich, als Behinderte, stolz sein?

Meine Herausforderungen

Im Alltag, sei es privat oder beruflich, bin ich mit Barrieren konfrontiert.

Barrieren, die mir Energie rauben (die ich eh schon weniger habe).

Barrieren, die in meinen Augen nicht sein müssten!

Barrieren, für deren Abbau ich mich einsetze!

Und dann frage ich mich:

„Warum kann ich nicht so sein, wie neurotypische Menschen?“

Neid

Da ist er: der Neid!

Einfach mal so sein, wie neurotypische Menschen!

Einfach mal genau so kommunizieren können!

Einfach mal nicht 10 Gedanken gleichzeitig haben!

Einfach mal entspannt sein!

Einfach mal Reize wahrnehmen, ohne von diesen überflutet zu werden!

Einfach nicht ständig in Bewegung sein müssen!

Einfach mal, die eigenen Impulse kontrollieren zu können!

Einfach mal Gefühle, nicht nur einen Moment fühlen!

Einfach mal nicht ständig süchtig nach Dopaminkicks sein müssen!

Einfach mal nicht ständig Neues dazu lernen müssen!

Einfach mal die Augen zu machen und einschlafen können!

Einfach mal bewusst Hunger und Appetit haben!

Einfach mal 1 / 2 Kilo zunehmen können / wollen!

Einfach mal positiv über mich selbst denken!

Einfach mal pünktlich, nicht zu früh oder zu spät sein!

Einfach mal andere aussprechen lassen können!

Einfach mal keine Dopaminkater zu erleben!

Einfach mal Prioritäten setzen können!

Einfach mal Stille nicht als Lautstärke zu empfinden!

Einfach mal das Licht, ohne Schmerzen im Auge, genießen zu können!

Einfach mal nicht ständig im Kopf Chaos und in der Wohnung Ordnung haben müssen!

Einfach mal Energie haben!

Einfach mal kein „Safe Food“ brauchen!

Einfach mal flexibel und spontan für andere sein!

Einfach mal nicht alles planen müssen!

Einfach mal nicht Essen und Trinken vergessen!

Einfach mal bewusst meine eigenen Grenzen wahrnehmen können!

Einfach mal keine Impulskäufe!

Einfach mal Freundschaften pflegen können!

Einfach mal ein längeres Interesse an etwas!

Einfach mal keine Angst haben!

Einfach mal keine detaillierte Wahrnehmung, sondern das große Ganze wahrnehmen können!

Einfach mal Ironie / Sarkasmus verstehen!

Einfach mal Gesichtsausdrücke lesen können!

Einfach mal in die Augen schauen können!

Einfach mal keine Struktur brauchen!

Einfach,

es einfach mal einfach haben!

Unsichtbar

Persönlichkeitsstörungen, wie zum Beispiel ADHS, sind unsichtbar.

Sie werden von anderen Menschen nicht gesehen – nicht wahrgenommen! – Wie auch? Wie soll das denn auch gehen? Sie sind ja unsichtbar!

Das heißt aber nicht, dass sie NICHT existieren!

Dass sie nur für eine Minderheit existieren und somit ein Sonderfall sind!

Wobei, diese Minderheit übrigens 20 % unserer 83 Mio. Einwohner in Deutschland sind!

Selbstwirksamkeit

Ja, mittlerweile kann ich um Hilfe bitten. Manchmal. Bedingt. Kommt auf mein Gegenüber an. Auf die Situation, in der ich mich befinde. Wie ich geschlafen habe (oder eben auch nicht). Wie viel Energie ich noch habe.

ABER

Ich möchte nicht um Hilfe / Unterstützung / Begleitung (wie du es auch immer nennen möchtest) bitten müssen, wenn es um etwas Selbstverständliches geht!

Was ist eigentlich selbstverständlich?

Ich will mich selbstwirksam erleben

Und nicht nur ich, sondern (wahrscheinlich) alle anderen Menschen auch!

Doch dieses Bedürfnis kann nur erfüllt werden, wenn

  • es keine Norm (neurotypisch) gibt
  • Neurodiversität keine Minderheit betrifft
  • Barrieren abgebaut werden
  • öffentliche Gebäude barrierefrei zu erreichen sind
  • Schulen / Kindergärten / Universitäten (also Bildungseinrichtungen) inklusiv sind
  • Neurodiversität ein Unterrichtsfach wird
  • Mitarbeiter in Behindertenwerkstätten keinen Hungerlohn erhalten
  • Behindertenwerkstätte nicht als einzige Option gesehen werden
  • Produkte / Service von Unternehmen barrierefrei sind
  • es keine Behindertenquote in Unternehmen mehr gibt
  • Behinderte freie Entscheidungen selber treffen dürfen
  • Behinderte von Ärzten / Pflegern nicht über / angegangen werden
  • es ausgebildete Inklusionsfachkräfte gibt
  • Eltern Unterstützung jeglicher Art erfahren
  • Lehrer ihren Unterricht inklusiv gestalten würden
  • es nicht wichtig ist, dass ein Baby gesund, sondern lebendig, auf die Welt kommt
  • Behinderungen kein Störfaktor sind
  • Behinderungen kein Ausschlusskriterium sind
  • Behinderte als gleichwertig gesehen werden

Wir als Menschen aufeinander zu gehen und uns so annehmen, wie wir sind!


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6 Antworten zu „Disability Pride Month – doch worauf soll ich stolz sein?”.

  1. […] Ein gerechteres Bildungssystem, faire Löhne, sozialer Wohnungsbau, Kindergrundsicherung, barrierefreie Teilhabe. […]

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  2. […] wünsche mir, dass wir aufhören, Menschen zu bewerten nach Leistung, Anpassung oder Lautstärke! Und endlich anfangen, Vielfalt als Bereicherung zu […]

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  3. […] der Alltag beziehungsweise die Gesellschaft und die damit verbundenen Barrieren sind schon eine Herausforderung […]

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  4. […] Warum kann es nicht einfach mal einfach sein? […]

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  5. […] Erzieherin im Kindergarten und Mama diese Ausbildung. Doch aufgrund der tagtäglich auftretenden Barrieren in der Gesellschaft als Folge meiner unsichtbaren, neurologischen Entwicklungsstörung ADHS und dem sich zusätzlich […]

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  6. […] Gestern, passend zum Disability Proud Month, habe ich noch einen Artikel dazu veröffentlicht, worauf ich – als Behinderte- stolz sein sollte.  […]

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