Bereits im Mutterleib beginnt die Bewegungsentwicklung und endet erst mit dem Tod. Doch mit dem Begriff der Bewegung sind nicht nur körperliche Bewegungen wie zum Beispiel atmen, krabbeln, laufen, sprechen, malen, ein Instrument spielen gemeint, sondern auch Gefühle und Bewegungen, welche sich im Körper abspielen, wie zum Beispiel unser Blutkreislauf.

Dieses kannst du selbst testen, in dem du dich ganz ruhig auf den Rücken legst und dir ein Kuscheltier auf den Bauch legst. Du siehst wie sich deine Bauchdecke hebt und senkt.

Zu spielen und sich zu bewegen ist für die Entwicklung deines Kindes von wichtiger Bedeutung.

Merkmale der heutigen Kindheit

Spielzeug
Spielzeug

Heute
➡️haben Kinder so viel Spielsachen, dass ihr Kinderzimmer zu platzen droht.
➡️ gibt es so viele Einrichtungen, die sich während der Freizeit der Kinder, um ihre sportlichen und musischen Aktivitäten kümmern, wie z. B. Sport- und Musikvereine.
⬇️ sind Kinder gleichzeitig so arm an Möglichkeiten, sich mit ihrer Umwelt über ihre Sinne und ihren Körper auseinanderzusetzen, da sie sehr viele digitale Medien zur Verfügung haben. Welche Erinnerung hast du, wenn du an deinen letzten Spaziergang durch den Wald denkst?

Durch Veränderungen der Umwelt wird Kindern immer mehr der aktive Umgang mit ihrer Lebenswelt verwehrt.
Wodurch sich Kinder in ihrer körperlichen, motorischen und seelischen Entwicklung verändern.

Körpererfahrung
Körpererfahrung

⁉️Charakteristisch für die heutige Kindheit ist:
➡️ im Alltag der Kinder befinden sich kaum noch Bewegungsmöglichkeiten
➡️ enge / kleine Wohnungen
➡️ eine so gut wie nicht mehr vorhandene Straßenspielkultur
➡️ der Verlust natürlicher Spiel- & Bewegungsgelegenheiten
➡️ mangelnde / kaputte bzw. fehlende öffentliche Spielflächen
➡️ Zunahme des Straßenverkehrs
➡️ Aneinanderreihung von verschiedensten Terminen / Therapien in der Freizeit
➡️ Entdeckung der Kinder als Zielgruppe für die Konsumgüterindustrie
➡️ Spielzeuge haben meist nur eine Funktion
➡️ Zunahme des Medienkonsums

Durch all diese Bedingungen ist es Kindern kaum noch möglich ihre eigene Umwelt durch eigenes Ausprobieren, Experimentieren und Handeln selbst zu entdecken.

Kinder sind einer unüberschaubaren Vielzahl von elektronischen Medien ausgesetzt

Medienzeit bei Kindern
Medienzeit bei Kindern

Auf der einen Seite hindern die Technik und die Motorisierung die Kinder an der Erschließung ihrer Lebens- und Erfahrungsräume, und auf der anderen Seite sind sie einer unüberschaubaren Vielzahl von elektronischen Medien ausgesetzt, deren Einfluss sie sich kaum entziehen können:

  • WhatsAppGruppen in der Kita für die Eltern, in der Schule unter den Schülern
  • Rollencomputerspiele
  • Social Media
  • Technikfragen werden über Videos erklärt

Wer sich schon einmal ein Video angesehen hat weiß, dass dieses ein hohes Maß an Konzentration und Aufmerksamkeit, jedoch ein minimales Maß an Bewegung erfordert, so dass Kinder oft wie gelähmt in einer geistigen und körperlichen Starre vor dem Bildschirm sitzen. Denn die einzige Wahrnehmung, die sie erhalten ist die auditive (hören) und visuelle (sehen). Sie können weder schmecken, noch tasten, geschweige denn fühlen oder riechen.

Verlust an körperlich – sinnlichen Erfahrungen

Sinneserfahrungen
Sinneserfahrungen

Sowohl der Mangel an Möglichkeiten sich über den eigenen Körper aktiv mit der Umwelt auseinanderzusetzen als auch der Verlust der körperlich – sinnlichen Erfahrungen trägt zur Beeinträchtigung der kindlichen Entwicklung bei.

Die Folgen sind unverkennbar:

  •  mangelnde Verarbeitungsmöglichkeiten der einströmenden Reize
  •  Einschränkung der Handlungs- und Bewegungsmöglichkeiten
  •  Störungen in der Wahrnehmungsverarbeitung
  • Verhaltensauffälligkeiten
  •  Symptome für Stress nehmen zu
  •  zu wenig Raum für die Erfüllung der körperlich – sinnlichen Bedürfnisse

Kinder brauchen Spielräume

Maria im Jahre 1990
Maria im Jahre 1990

Die veränderten Kindheitsbedingungen stellen an alle, die sich mit der Betreuung und Erziehung von Kindern beschäftigen, hohe Anforderungen dar, um auf diese tiefgreifenden Veränderungen regieren zu können.

Kinder brauchen für ihre gesunde Entwicklung zweierlei Spielräume:
➡️ Orte zum Spielen, die in ihrer Gestaltung und materiellen Ausstattung den kindlichen Bedürfnissen angepasst sind, um selbstständig probieren, entdecken und experimentieren zu können.

➡️ Spielräume für eigene Entscheidungen
Hier haben sie die Möglichkeit ihren Körper mit seinen Sinnen zu erfahren, selbstständig zu handeln und einen Raum mit Nischen und Ecken, der sie auch mal vor den Blicken der Erwachsenen bewahrt, zu gestalten.

Doch, wie war die Kindheit früher?

meine Schwiegermama Edith Kühn
meine Schwiegermama Edith Kühn

Andere Zeiten – andere Ansichten

Da wir immer mehr in einer Generation leben, die sich nicht mehr an die Gesellschaft anpassen, sondern die Gesellschaft für unsere Kinder verändern möchten, ist es mir ein großes Anliegen, die unterschiedlichen Generationen und ihre Erfahrungen zusammen zu bringen.
Daher bin ich sehr stolz auf die folgenden beiden Interviews mit meiner Schwiegermama: Die ersten Lebensjahre und Kindergarten- und Schulzeit von früher.

Wie und wo hast du in deiner Kindheit gespielt?

Wie spielt dein Kind?

32 Antworten zu „Veränderte Kindheit – verändertes Spielen: Merkmale der heutigen Kindheit”.

  1. Ich fühle mich gerade in Bezug auf meinen Sohn ein bisschen ertappt. Ich muss hier wirklich ein wenig achtsamer werden. Danke für die Anregungen!

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    1. Ich hatte nicht die Absicht, dass du dich ertappt fühlst.

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  2. […] erinnere mich noch genau an meine Kindheit: Da ich auf einem 2400 Seelendorf in Thüringen groß geworden bin, haben wir Kinder uns […]

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  3. […] Kindergarten ist ein Ort, an dem Kinder mit ihres gleichen spielen können: im gemeinsamen Spiel eignen sich Kinder Fähigkeiten an, bauen Beziehungen zueinander auf, lösen Konflikte eigenständig, versetzen sich in andere Kinder […]

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  4. […] könnt ihr ja über die verschiedenen Möglichkeiten Licht zu machen, andere Arten zu kochen und Spiele nachdenken, für die man keinen Strom […]

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  5. […] entscheidest dich dein Kind in Ruhe die Spielsachen begutachten zu lassen und hoffst, dass es dabei bleibt. Doch dein Kind hat ein Spielzeug entdeckt, was es […]

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  6. […] umweltbedingt sei? Was, wenn dieser Rest nicht durch den Einfluss der Eltern, sondern durch die gleichaltrigen Freunde, die Peergroup zustande […]

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  7. […] Kinder oder welche, die sich dauernd auf Zuwendungssuche befinden, können daher nicht spielen.Aktivitäten, die der aktuellen Lebensbewältigung dienen, werden durch spielerische Pausen gefüllt.Spielen kann ein Kind nur im entspannten Feld. Und hört […]

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  8. […] umweltbedingt sei? Was, wenn dieser Rest nicht durch den Einfluss der Eltern, sondern durch die gleichaltrigen Freunde, die Peergroup zustande […]

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  9. […] umweltbedingt sei? Was, wenn dieser Rest nicht durch den Einfluss der Eltern, sondern durch die gleichaltrigen Freunde, die Peergroup zustande […]

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  10. […] Verhalten: Schaukeln des Körpers, exzessives Daumenlutschen • Teilnahmslosigkeit • Spielunlust oder auffälliges Spielverhalten • gestörtes […]

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  11. […] der wesentlichen Gründe sind: Weil sie in der Kind– und Jugendzeit kaum einen Menschen um sich hatten, der selbst glücklich war und ihnen sagen […]

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  12. […] eine Atmosphäre, in der sich sowohl die Fähigkeit zum Aufbau positiver Beziehungen als auch zum konzentrierten Spielen entwickeln kann • Damit der erzieherische Auftrag zum Selbstbau der kindlichen Persönlichkeit […]

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  13. […] Welt zuerst mit allen Sinnen, mit Leib und Seele erfahren. Erst, wenn sie sicher geerdet sind, gute seelische und körperliche Erfahrungen gemacht haben, werden sie später auch in der Lage sein, die Scheinwelten auf Computer- und […]

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  14. […] ist besonders in der Kindheit wichtig. Denn das Zurücksetzen des Gehirns ist eine wichtige Voraussetzung sowohl für das Leben […]

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  15. […] werden erprobt, erste Freundschaften entstehen. Das Vorstellungsvermögen, die Phantasie und das Spiel entstehen. Die Ausbildung der rechten Hemisphäre steht im Mittelpunkt der Gehirnentwicklung. […]

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  16. […] OpenFlair Festival nach Eschwege fahre und dort Getränkekisten übereinander stapel und an ihnen hinaufklettere, war es mir ein besonderes Bedürfnis, im Rahmen der Fortbildung vier Hocker übereinander zu […]

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  17. […] Sie ist Autorin von mehr als 50 Fachbüchern, u. a. zu den Themen Entwicklungsförderung von Kindern, Frühkindliche Bildung, Bewegtes Lernen, Bewegungserziehung, Psychomotorik, Sprache und Bewegung, Sinneswahrnehmung und Gründerin der Initiative „Bewegte Kindheit“. […]

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  18. […] vielfältigen „Stoff“, den dein Kind im Rollenspiel nachspielen und so menschliche Grundthemen spielerisch nacherleben und emotional bearbeiten […]

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  19. […] Beim Freispiel entscheidet das Kind über: Was wird gespielt (Inhalt des Spiels), womit wird gespielt […]

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  20. […] kommt noch Wissen über Neurobiologie, Entwicklungspsychologie, Bewegung und Erste Hilfe. Von der wertschätzenden Kommunikation wollen wir erst gar nicht anfangen zu […]

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  21. […] die mit ihnen nachmittags Hausaufgaben gemacht haben oder mit Ihnen im Garten / auf dem Spielplatz gespielt haben waren plötzlich keine Väter […]

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  22. […] Beziehung redet dein Kind nicht mit den Erziehern, lässt sich nicht trösten, spielt nicht, sucht keinen Kontakt zu anderen Kindern und schläft auch nicht. Es empfindet […]

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  23. […] schon in frühster Kindheit ist ihr Alltag durchgetaktet und es geht von einem Termin zum […]

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  24. […] Moment fotografisch festhalten und sich das Bild direkt ansehen – in meiner Kindheit (Ich bin noch mit Polaroidkamera aufgewachsen. Kennst du die auch?) […]

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  25. […] veränderte Kindheit – verändertes Spielens […]

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  26. […] Erziehung, welche du als Kind selbst genossen hast, hat deine Erziehung zu deinem Kind auch geprägt: Dinge, die du gut fandest, […]

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